II
Eines steht fest, die Zeit ist eine ausgehende Requisite, die nicht wieder zu beschaffen ist. Gerade mal 4.000 Wochen verbringen wir auf der Erde, davon die Hälfte im Schlaf oder in einer Art Bewusstseinsdämmerung. Was bleibt, hört sich nicht nach einem langen, erfüllten Leben, eher nach einem Kurzurlaub an. »4000 Wochen« heißt die aktuell sehr beliebte Lektüre von Oliver Burkeman, der den Begriff des Zeitmanagements aufs Schärfste kritisiert. Insgesamt stehen aber die Zeitforscher, wenn man sie googelt, wie eine verschwindende Minderheit den Uhrmachern gegenüber. Laut den Ergebnissen der Suchmaschine kommen auf jeden Zeitforscher ungefähr 200 Uhrmacher. Diese Spezialisten sind damit beschäftigt, Messgeräte für die Zeit (die eine Illusion ist) zu erstellen, schöne und hässliche, kleine und große Uhren, mit Pfeilen oder mit Zahlen. Während die Zeitforscher streiten, was der richtige Umgang mit der Zeit ist, machen uns die Uhrmacher klar, wie schnell sie vergeht.
Die Uhrmacher wollen uns disziplinieren, sie erinnern uns daran, was wann zu tun ist, aber ihre Zeit läuft ständig im Kreis und kann jede Sekunde zum Stehen kommen. Diese Zeit ist eine ständige Bedrohung, sie ist permanent knapp, um oder kurz davor, die Uhrzeiger, Pfeile oder Zahlen wirken bedrohlich, als würden die Uhrenträger eine tickende Bombe mitschleppen, die jederzeit hochgehen kann. Die Uhrzeiger ziehen uns permanent in Richtung morgen, wir wehren uns dagegen, haben doch das Gestern noch gar nicht richtig ausgekostet, doch ehe wir uns umsehen, verwandelt sich jeder Morgen zum Gestern und wir, auf dem Uhrzeiger aufgespießt, drehen uns mit den Uhren weiter.