Saubere Sache

»It’s such a perfect day, I’m glad I spent it with you«, singt Lou Reed in seinem Hit von 1972. Hirayama liebt Lou Reed. Und lebt Tag für Tag seine »Perfect Days«, so der Titel des neuen Wenders-Films. Festen Ritualen folgend ist Hirayama glücklich, dass er den Tag mit sich selbst verbringen kann und dabei die öffentlichen Toiletten von Tokio mit Hingabe zu reinigen. Hört sich jetzt eher nach Eintönigkeit als nach Perfektion an. Aber wenn ein Wim Wenders so eine Story verfilmt, kommt am Ende dabei eben ein potenzieller Kandidat für den Auslands-Oscar sowie der Preis für den besten Hauptdarsteller (hingebungsvoll: Kōji Yakusho) bei den Filmfestspielen in Cannes heraus.

Filmreif ist auch die Entstehungsgeschichte des Films. Wenders bekam eine Einladung des Projekts »The Tokyo Toilet«, ins Leben gerufen von dem Designer Koji Yanai. 17 öffentliche Bedürfnisanstalten waren von 16 Stararchitekten, darunter Tadao Ando und Shigeru Ban, für die Olympischen Spiele entworfen und gebaut worden. Herausgekommen sind Designperlen aus Holz, Glas, Beton und mit futuristischen Lichtspielen. Tempel der gehobenen Notdurft, sozusagen. Immer sauber. Immer in perfektem Zustand. Wenders, der Japan seit Jahrzehnten liebt und regelmäßig bereist, sollte dieses Projekt dokumentieren. Machte er aber nicht. Denn: »Orte sind in fiktionalen Geschichten besser aufgehoben, als in Dokumentationen.«

Es sollte also ein Spielfilm werden. Über einen dieser Menschen, die diese Toiletten rein halten. Herausgekommen ist das Porträt eines modernen Lonesome Cowboy, der sich in den Routinen seines Lebens eingerichtet hat, kaum redet, die Mittagspausen im Park verbringt und Bäume fotografiert und seine Stadt erkundet. Ein stiller Film, der die Schönheit der kleinen Dinge feiert. Und von der Kritik bejubelt wird. »Die Quintessenz von Wenders Werk«, das »Beste seiner Karriere«, urteilt zum Beispiel das Deutschlandradio Kultur.

Wir wollen hier nicht nur den Film feiern, sondern auch diese Toilettenhäuser, die bereits zur Instagram-Sensation geworden waren. Im Countdown von rampdesign 2023 »Success by Design« haben wir sie bereits als logisches Hauptereigenis gefeiert. Weil Design konsequent zu Ende gedacht vor keinem Ort der Welt Halt macht. Schon gar nicht, wenn es sich um so eine saubere Sache handelt.