Damit hinein in jene mittelfränkische Kleinstadt, die wie ein Verwaltungsfehler klingt, aber in Wirklichkeit Schauplatz eines der erbittertsten Unternehmensdramen des 20. Jahrhunderts war. Herzogenaurach. Stadt der zwei Brüder. Stadt der zwei Weltmarken. (Ja, es gibt mit Schaeffler sogar noch einen dritten Weltkonzern hier, aber der hat in dieser Geschichte leider keinen Platz.)
Adolf und Rudolf Dassler haben aus einer gemeinsamen Waschküche heraus zwei Sportschuh-Imperien gemacht: Adidas und PUMA. Was mit Schuhen begann, wurde zur Sozialstudie. Ein jeder in dieser fränkischen Kleinstadt musste sich positionieren. Drei Streifen oder springende Raubkatze. Der Blick auf die Schuhe verriet, zu welcher Familie man gehörte. Deshalb nannte man sie bald, die Stadt der gesenkten Blicke. Ein Wettstreit, der die Einwohner spaltete, der Familien zerriss, der Schicksale bestimmte. Eine Rivalität, die in den Straßen steckt, in den Blicken der alten Bewohner, in den Firmensitzen, die kaum einen Steinwurf voneinander entfernt stehen. Getrennte Bäcker, getrennte Metzger. Tragische Liebesgeschichten – aber auch: grandiose Sportgeschichten, Weltrekorde, Olympiasiege, Weltmeisterschaften. Der berühmteste Sohn der Stadt heißt bis heute Lothar Matthäus, Sprössling des ehemaligen Hausmeisters bei PUMA, der – über die deutsche Nationalmannschaft vertraglich gebunden – mit Adidas-Schuhen Weltmeister und Weltfußballer wurde und dem ausgerechnet im WM-Finale 1990 der Stollen an seinem Adidas-Schuh aus der Sohle brach (weshalb den entscheidenden Elfmeter dann auch Andreas Brehme schoss). Guter Plot, bisher unverfilmt. Das mal als Randnotiz.