Herr Jarmusch, ist Hollywood tot oder warum versuchen Sie sich als Musiker?
Hollywood ist wirklich tot – oder stirbt gerade. Aber das zeichnete sich im Grunde schon vor der Pandemie ab, als es für mich immer schwieriger wurde, meine Filme zu finanzieren. Es wird mit jedem Film schlimmer, und ich empfinde es als ziemliche Belastung, ständig dem Geld hinterherzulaufen. Trotzdem habe ich zwei neue Skripte geschrieben und arbeite an einem Filmprojekt. Die Dreharbeiten sollen später in diesem Jahr beginnen. Aber weil ich von der Filmwelt gerade die letzten beiden Jahre wirklich die Nase voll hatte, veröffentlichte ich ein Buch, hatte eine Ausstellung in einer New Yorker Galerie und machte ein bisschen Musik. Aber ich sehne mich danach, wieder einen Film zu drehen. Es ist nur so, dass das Leben zu kurz ist, um sich von irgendeinem Mistkerl ständig das Budget streichen zu lassen, den Stress brauche ich nicht.
Gibt es denn noch gute Filme?
Ja, die gibt es, man muss nur ein bisschen danach suchen. Ich habe gerade eine Abhängigkeit zur Criterion Collection im amerikanischen Pay-TV entwickelt. (Anm. d. Red.: Die Criterion Collection ist eine riesige Film-Bibliothek.) Momentan schaue ich mir mindestens fünf Filme die Woche an und befasse mich ganz bewusst mit älteren Sachen oder solchen, die eben kein Mainstream sind. Wenn ich Ihnen einen wirklich guten Film empfehlen darf, wäre es »Decision to Leave« vom südkoreanischen Regisseur Park Chan-Wook. Er hat auch »The Handmaiden« gedreht, ein weiterer unglaublich guter Film.