»Wer war das?«, fragte ich in völliger Verwirrung.
»Ich, der Aventador S.«
»Ist nicht wahr! Du sprichst?«
»Nur zu ganz wenigen Auserwählten.«
»Warum zu mir?«
»Weil unsere Sippe Dich seit vielen Jahren kennt. Ich bin der zwölfte Lamborghini, den Du nun unter Deinem Allerwertesten hast. Wir wissen um Deine grenzenlose Liebe zu uns.«
»So ist es. Und jetzt wiederhole bitte, was Du vorhin gesagt hast. Ich konnte es mir nicht …«
Der Aventador S sprach: »Ich sagte: Wie Du meinst – jedoch bedenke: Je schneller wir den Raum durchhasten, je mehr muss unser Schauen fasten.«
»Gib es zu«, sagte ich verblüfft, »das sind nicht Deine Worte.«
»Hab ich es behauptet? Es sind die Worte Erich Limpachs.«
»Nie gehört.«
»Ein deutscher Lyriker. Ich hielt Dich für belesener.«
»Werde nicht frech. Und nun verrate mir, Inbegriff der Tempohatz: Warum zitierst ausgerechnet Du so etwas? «
Darauf sagte der Aventador S: »Sieh doch: Wir beide sind in die Jahre gekommen. Ich habe bald das halbe Dutzend voll, ich wurde genug getreten. Und Du alter Sack könntest mein Opa sein. Langweilt es Dich inzwischen nicht, mit 300 km/h über die Autobahn zu donnern? Jeder Hornochse kann das.«
»Es langweilt mich ganz und gar nicht! Denn alles Leben hat keinen Stillstand und das Schnellste ist das Schönste. Na, von wem ist das, klugscheißernder Itaker?«
»Wilhelm Heinse«, kam es wie aus der Pistole geschossen, »1746 bis 1803.« Und die Intelligenzbestie legte nach: »Aber was nützt das Tempo, wenn unterwegs das Gehirn ausgeronnen ist? Nun, wessen Geistes sind wohl diese Worte? Sag, Du Ausgeburt eines hinterwäldlerischen Bergvolks!«
Kleinlaut musste ich zugeben: »Keine Ahnung.«
»Peinlich, peinlich! Karl Kraus schrieb dies, Dein Landsmann!«
»Was bist Du nur für eine komische Kreatur? Ein Lamborghini, der die Geschwindigkeit verschmäht! Wie ein Löwe, der zum Vegetarier wurde.«
»Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige – Wilhelm Furtwängler«, kam er mir wieder belehrend.
»Wollen wir uns vertragen?«, sagte ich liebesdienerisch.