Zukunft & Mobilität: Michael Köckritz im Gespräch mit Andreas Herrmann & Jürgen Stackmann

Heute vor 173 Jahren wurde Bertha Benz geboren. Nicht weniger als eine Mobilitätspionierin, denn mit ihrer Fahrt im Benz-Motorwagen begann die Zukunft. Aber wie sieht die für das Auto heute aus? Auf der Suche nach Antworten haben wir selbst Fahrt aufgenommen – nach St.Gallen, zum Future Mobility Lab, natürlich in einem Mercedes. Dort sprachen wir mit Prof. Dr. Andreas Herrmann und Jürgen Stackmann.
  • Text
    Michael Köckritz & Marko Knab
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    Marko Knab · ramp.pictures

Temperaturen, die keine Freude machen, Dauerregen, aufziehende Gewitter mit orkanartigen Böen. Der Wetterbericht lädt an diesem Donnerstag nicht wirklich zu einem Autoausflug in Richtung Schweiz ein. Dafür trägt unser AMG tapfer Sonnengelb zu Powerdomes, dicken Endrohren und einem Aerodynamik-Paket, dessen grauer Heckflügel brav mit dem tristen Grau der Wolken harmoniert. Ein A 45 S, 421 PS aus einem neuentwickelten Zweiliter-Turbo, dem stärksten Serien-Vierzylinder der Welt, 500 Nm maximales Drehmoment. Klappenauspuff, Launch-Control und 19-Zoll-Felgen serienmäßig, dazu ein cleverer Allradantrieb. Von null auf hundert wäre in 3,9 Sekunden möglich, im aktuellen Wetteraugenblick auf der deutschen Autobahn in Richtung Singen aber nur akademisch, in der Schweiz wäre das auch nicht gerade empfehlenswert.

Über den Driftmodus? Denken wir gar nicht groß nach. Die Performance-Sportsitze eher eine gute Währung. Alles überhaupt ein Superturnschuhfeeling. Genial, wie sich das Auto trotz aller geschärften Sportqualitäten eben auch sehr komfortabel anbietet. Alles auf der Höhe der Zeit. Oder auch schon etwas weiter. Wie sieht eigentlich die Zukunft aus? Worauf wird es uns ankommen? Welche Optionen, Chancen und Facetten werden sich bieten? Was werden wir uns hier wirklich wünschen wollen? Damit sind wir bereits mitten in unserem Gespräch. Mit Prof. Dr. Andreas Herrmann, der sich schon vor seiner Zeit als Leiter des Instituts für Mobilität an der Universität St. Gallen mit dem Thema beschäftigte. Und mit Jürgen Stackmann, der als erfahrener Geschäftsmann und Branchenkenner das Future Mobility Lab an der eidgenössischen Hochschule leitet.

Temperaturen, die keine Freude machen, Dauerregen, aufziehende Gewitter mit orkanartigen Böen. Der Wetterbericht lädt an diesem Donnerstag nicht wirklich zu einem Autoausflug in Richtung Schweiz ein.

Schnell wird klar: Das Auto wird es weiterhin geben und eine Rolle in der Zukunft der Mobilität spielen – »nur nicht in dieser Masse wie heute«, glaubt Andreas Herrmann. Dabei geht es im aktuellen Diskurs nicht darum, das Auto abzuschaffen, sondern ganzheitliche Konzepte zu entwickeln. »Wir versuchen, diese neuen Facetten herauszuarbeiten und hier auch positive Geschäftsmodelle aufzuzeigen, die eine Begeisterung für diesen Weg entfachen können«, präzisiert er. Jürgen Stackmann ergänzt: »Ich glaube tatsächlich, viele haben schlicht Angst, kommen aus der Verlustperspektive. Hier müssen wir ansetzen. Wir möchten den Menschen klarmachen, dass wir keine Anti-Auto-Fraktion sind.« Sondern eine neutrale Institution, die mit Partnern konstruktiv an der Zukunft arbeiten will.

»Wir versuchen, diese neuen Facetten herauszuarbeiten und hier auch positive Geschäftsmodelle aufzuzeigen, die eine Begeisterung für diesen Weg entfachen können.«
Prof. Dr. Andreas Herrmann

Wie die aussehen kann? »Wir wollen zu einer Mobilität, in der es keine Toten mehr gibt, die keine Emissionen mehr verursacht. Es sind sehr viele Mosaiksteine, die hier bewegt werden müssen. Und wir wollen zumindest ein paar davon bewegen«, sagt Herrmann. Schnell kommt die Frage auf, ob Deutschland hier eine Vorreiter-Rolle einnehmen kann. Stackmann ist nicht sicher:

»Von der Innovationsbereitschaft, vom Willen und dem Spaß am Spiel, den es unbedingt auch braucht, würde ich spontan sagen, ist Deutschland momentan der falscheste Ort.«
Jürgen Stackmann

Die Diskussion? Hat allerspätestens jetzt Fahrt aufgenommen, mindestens so schnell wie die A45 es auch könnte. Aber es gibt dennoch Chancen, ist Jürgen Stackmann überzeugt: auch den Freiheits- und Luxus-Aspekt betreffend. Wie also kann sie aussehen, die Mobilität der Zukunft? Das erfahren sie im »Unterwegs« der ramp #57.

→ Lesen Sie Michael Köckritz‘ exklusives Interview mit den Vordenkern der Mobilität in der ramp #57 »Geht’s noch?«.

Michael Köckritz

Michael Köckritz

Chefredakteur
Als Journalist, Autor, Künstler und Medienmacher gelingt es Michael Köckritz immer wieder, mit gut gelaunter Leichtigkeit ebenso aufmerksamkeitsstarke wie nachhaltig anregende Impulse zu setzen – im Kontext von Zeit- und Zukunftsthemen ebenso wie in Lifestyle- und Luxuswelten. Als Herausgeber und Chefredakteur realisierte er gleich eine ganze Reihe von frisch gedachten Buchprojekten und Lifestyle-Magazinformaten, die seit Jahren regelmäßig mit zahlreichen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet werden. Das Autokulturmagazin ramp, das Männerlifestyle-Magazin rampstyle und das Designmagazin ramp.design erscheinen international und gelten als stilbildend.
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Wer sich für logisches Denken als perfektes Erkenntnisinstrument begeistert, sollte dieses Heft lieber gleich zur Seite legen. Das Leben begegnet uns nämlich leider nicht bedingungslos folgerichtig. Eher fröhlich wild. Macht aber nichts.

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