Warum sollen wir zurückblicken?

Betrunken soll er gewesen sein. Zu schnell war er ganz bestimmt, vielleicht stimmt auch die Geschichte, dass er einem Motorrad auswich. Oder zwei. Auf jeden Fall setzte der junge Schriftsteller aus betuchten Kreisen am 18. Oktober 1908 seinen Sportwagen in den Graben. Der Privilegierte blieb weitestgehend unverletzt, so will es die Legende. Die besagt auch, dass der Unfall der Auslöser für das von ihm verfasste »Futuristische Manifest« war, eines der einflussreichsten Pamphlete des 20. Jahrhunderts, das wenige Monate später auf der Titelseite der Pariser Tageszeitung »Le Figaro« erschien. Darin findet sich die Passage: »Ein Rennwagen, dessen Karosserie große Rohre schmücken, die Schlangen mit explosivem Atem gleichen ... ein aufheulendes Auto, das auf Kartätschen zu laufen scheint, ist schöner als die Nike von Samothrake.«

Sprung in die Beinahe-Gegenwart, 2011. -McLaren Automotive stellte seinen ersten eigenständig entwickelten und produzierten Supersportwagen vor, namentlich MP4 12C. Ein Prophet. Denn er kündigte an, was kurz darauf kommen sollte, nämlich der P1. Und auch wenn man das allerhöchstens ahnte: Mit ihm kippte der Sportwagen in die Neuzeit. Alles würde noch schneller werden, dynamischer, größer, spektakulärer – und der P1 mit dem elastischen Hybrid-Antritt führte diese Entwicklung an, dynamisch und wild, wie er das Beschleunigen, das Kurvenfahren und das Bremsen ausführte. Dieser unendliche Fundus an überraschenden Momenten, brillanten Ideen, die immer vorhandene Möglichkeit, dass dieses Auto gleich etwas tut, das betörend leicht wirkt – und trotzdem den Lauf der Dinge verändert. Oder zumindest beschleunigt. Und spätestens im Jahr 2017, mit der Vorstellung des 720S, begriffen sie es dann auch in Maranello. Fragen Sie beim heutigen McLaren CEO Michael Leiters, ehemals CTO bei Ferrari, nach. Seine Erinnerung an diese Zeit ist eindrücklich. Der Mann konnte kaum schlafen.

Der McLaren Artura verdankt seinen Modellnamen einer Verschmelzung der Begriffe »art«, englisch für Kunst, und »futura«, portugiesisch: Zukunft. Er bezieht sich damit so direkt und konkret wie kein zweites Auto auf die Kunstepoche des Futurismus. Und kein Mensch fragte je: Darf er das überhaupt? Der Futurismus des angehenden zwanzigsten Jahrhunderts verherrlichte jede Form der Dynamik. Es war ein -forsches und modernes Denken, ausgerichtet auf das Neue und Zukünftige. So weit, so passend.

Frühsommer an der Côte d’Azur. Der Himmel ist wechselwillig. Mal dunkle Wolken, dann wieder weiß-blau, die Tage sind lang, die Nächte kurz, Sonnenauf- und -untergänge fackeln täglich das volle Farbenspektrum. Es duftet der Juni. Exakt elf Sekunden dauert es, bis der Artura Spider sein Dach geöffnet hat. Geht auch noch bei 50 km/h. Macht man aber lieber im Stand, weil: Ein -bisschen will man die Show und die Blicke ja genießen. Acht Stellmotoren sind dafür notwendig. Das bringt Gewicht ins Fahrzeug. 62 Kilogramm mehr als beim Coupé, aber 83 Kilogramm weniger als die Konkurrenz. Sagt McLaren.

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→ Die gesamte Geschichte lesen Sie in ramp #65 »Surfing Cowboys«.