Power Plant: Esther Haase und Eduardo Ramírez

Wenn eine Starfotografin wie Esther Haase ein futuristisches Auto inszeniert, entsteht manchmal ganz großes Kino. Wir sprachen mit ihr und Eduardo Ramírez, Leiter Exterior Design Hyundai Design Center Europe, über den IONIQ 6 – und natürlich über die Zukunft. Zimmerpflanzen waren ebenfalls ein Thema.

  • Interview & Text
    Nadine Hanfstein, Bernd Haase
  • Fotos
    Esther Haase
Ein Auto wie aus einer anderen Zeit, die Umgebung so surreal wie ein Science-Fiction-Film. Die Fotografin Esther Haase steht vor der Limousine, denkt nach, greift zur Kamera. Aber spulen wir den Film noch ein wenig zurück: Im Hyundai Design Center Europe in Rüsselsheim trifft Esther Haase das erste Mal auf den neuen IONIQ 6. Mit dabei: der Leiter Exterior Design Eduardo Ramírez. Erste Ideen werden gesammelt, wie man das neue Mitglied der IONIQ Familie inszeniert. Und was als Brainstorming beginnt, mündet in ein Gespräch über moderne Mobilität. Auch nicht schlecht.
Frau Haase, was haben Sie als Erstes gedacht, als Sie den IONIQ 6 gesehen haben?

Esther Haase: Mein erster Gedanke war: Der ist echt schnell und hat richtig Power. Und wenn eine Frau ihn fährt, wäre das Cat Woman.

Was denken Sie überhaupt über Elektroautos?

Haase: Schon als Kind fragte ich mich immer, warum wir überall diese lauten und schmutzigen Maschinen haben. Ich war damals Fan der Serie »Die Jetsons«, dort war alles wunderbar elektrisch, geräuschlos, man konnte fliegen, alles war sauber und schön.

Und wie war es, als Sie in den IONIQ 6 ­ein­gestiegen sind?

Haase: Was mich an diesem Fahrzeug fasziniert, ist der Widerspruch zwischen Exterieur und Interieur: Von außen sieht es wie gesagt unwahrscheinlich schnell aus, man erwartet ein richtiges Sportgerät. Und dann sitzt man drin, hat unwahrscheinlich viel Platz, zum Genießen – oder wenn es sein muss, zum Arbeiten.

Eduardo Ramírez: Das ist das Besondere an Elektroautos – sie sind nicht nur geräuschlos und beschleunigen extrem dynamisch, sie ermöglichen auch neue Konzepte. Durch die Definition der Proportionen mit sehr langem Radstand steht uns ein großer Innenraum zu Verfügung, in dem wir Wohnatmosphäre geschaffen haben. Wir nennen es einen »achtsamen Kokon«. ­Parallel dazu haben wir im Exterieur diese eine gebogene Silhouette gesetzt, die den gesamten Raum überbrückt. Und durch die Stromlinienform mit den kürzen Überhängen, der niedrigen Front- und Heckpartie nimmt man gar nicht wahr, dass das Fahrzeug mit 1,50 Metern eigentlich sehr hoch ist.

Haase: Ein Sofa ist auf jeden Fall vorhanden. Jetzt fehlen nur noch Pflanzen.

»Was mich an diesem Fahrzeug fasziniert, ist der Widerspruch zwischen Exterieur und Interieur.«
Esther Haase
Ramírez: Das ist kein Problem. Der größere Radstand ermöglicht einerseits eine größere Beinfreiheit, gibt aber auch Raum zum Gestalten. Wir haben Flächen, um Dinge abzulegen, wie zu Hause, wo der Schlüssel, das Smartphone oder die Handtasche ihren festen Platz haben. Oder eben eine Palme, wenn einem das gefällt. Das Handschuhfach zum Beispiel lässt sich nicht wie ein gewöhnliches Handschuhfach nach unten öffnen, sondern wie eine Schublade, und die Oberfläche kann der Fahrgast nutzen.

Haase: Das habe ich auch gleich entdeckt. Das ist fabelhaft. Es gibt eine Menge toller Erfindungen. Aber man muss den Leuten auch signalisieren, was sie damit anstellen können. Ich vergleiche das mal mit der Fotografie. Wir hatten früher große Kameras, und wenn wir ein Auto ­inszenierten, ging es darum, supergroße, tolle Poster zu produzieren. Heute dagegen ist alles beweglich und klein und wir produzieren Content für Instagram. Das ist eine ganz andere Bildsprache. Und wenn man ein Elektroauto fährt, bei dem es diese ganzen Beschränkungen durch den Verbrennungsmotor nicht mehr gibt, kann man den kompletten Raum nutzen. Warum nicht ein paar Leute einladen und eine kleine Party im Auto veranstalten?

Ramírez: Das ist definitiv möglich, ja.

Haase: Und ich kann meinen Teekocher anwerfen …

Ramírez: Ja. Sie können aber auch eine Espressomaschine anschließen, es gibt ja einen Stromanschluss.

Herr Ramírez, der IONIQ 6 scheint wie aus einem Federschwung gezeichnet zu sein. Woher haben Sie die Inspiration für dieses Fahrzeug genommen?

Ramírez: Als wir anfingen, über die Strom­linien­form zu sprechen, konnten wir auf klare Referenzen aus der Vergangenheit als Inspiration zurückgreifen. Es gibt in der Historie des Automobils Fahrzeuge, die das auf eine sehr reine Art und Weise ausdrücken. Der Ur-Saab zum Beispiel. Er wurde von Luftfahrtingenieuren entworfen, als sich der Flugzeughersteller Ende der 1940er entschloss, Autos zu bauen. Es ist eine sehr freie Interpretation des ersten U-Bootes überhaupt. Man kann hier sehr schön die Tropfen- beziehungsweise Stromlinienform erkennen und sich vorstellen, wie hier die Luft fast widerstandslos entlanggleitet.

Welche Merkmale sind für Sie beim Autodesign darüber hinaus wichtig – welche Geschichte erzählen Sie dabei?

Ramírez: Wir verknüpfen unser Design wirklich mit unseren Kunden. Denn für ein gutes Design müssen wir ihre Bedürfnisse und Ambitionen verstehen – erst dann können wir für sie entwerfen. Und in gewisser Weise erzählen wir die Geschichte unserer Kunden.

Und das sind unterschiedliche Geschichten? In der IONIQ-Familie gibt es ja sehr unterschiedliche Designs …

Ramírez: Die Wahl eines Autos ist ja auch Ausdruck der eigenen Persönlichkeit. Deshalb behandeln wir jedes Auto anders, je nach dem Zweck, den es erfüllen soll.

Gibt es hier Parallelen zur Fotografie?

Haase: Ja, für mich ist es ähnlich: Wenn ich ein Bild mache, muss ich es mögen. Aber es geht dabei ja oft auch um die Ideen anderer. Deshalb suche ich hier eine Verbindung zu diesen Menschen, die mir eine Aufgabe stellen, aus der ich meine eigene Inspiration ziehen kam, um daraus schließlich meine eigene künstlerische Vision zu erschaffen. Das ist vielleicht vergleichbar mit einem Schauspieler, der eine Rolle vorge­geben bekommt, sie dann aber auf seine Weise interpretiert.

Ramírez: Auch meine Arbeit hat dabei eine künstlerische Komponente. Wobei diese bei unserem Job vermutlich etwas eingeschränkter ist, weil wir viele Aspekte und technische Vorgaben beachten müssen. Aber es gibt sie in jedem Fall auch beim Autodesign, diese Möglichkeit, sich auszudrücken. In gewisser Weise gibt man der Technologie ein künstlerisches Gesicht. Und wenn das gesamte Team aus Designern und Ingenieuren harmoniert, entsteht daraus mehr als nur ein funktionales Produkt. In manchen Fällen wird es zu einem Kunstwerk. Und beim Streamlining gibt es eben diese sehr schöne Balance zwischen Ästhetik und Technologie.
Sprechen wir über autonomes Fahren. Frau Haase, wäre das etwas für Sie?

Haase: Das braucht Vertrauen! (lacht) Mal ehrlich: Würden Sie sich zurücklehnen, die Augen schließen und sich vom Auto fahren lassen? Ich weiß nicht, ob ich das will. Es geht dabei für mich auch um Unabhängigkeit. Ist autonomes Fahren Freiheit?

Ramírez: Ich vergleiche das eher mit einem Flug. Als Passagier kann ich den Piloten ja auch nicht kontrollieren.

Haase: Ich lasse mich auch gerne von hier nach dort transportieren, ja. Aber ich mag es genauso, für meine eigene Bewegung verantwortlich zu sein. Wobei das ein schwieriges Thema ist. Einerseits geht es hier um persönliche Freiheit, andererseits erfordert es deine Aufmerksamkeit. Ich will in jedem Fall nicht völlig abhängig von Maschinen werden.

Aber vorgestern haben Sie mich ja von unterwegs aus angerufen, weil Sie im Stau standen und genau an der richtigen Stelle rausfahren konnten, um in Ruhe zu telefonieren. Da hatten wir festgestellt, dass so ein autonom fahrendes Auto sehr praktisch wäre …

→ Die gesamte Geschichte lesen Sie in der ramp #60 »Unfassbar. Cool.«.

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