Herr Kern, wie wird man Entwicklungsingenieur und Testfahrer bei Porsche?
Das war in der Form so nie geplant, sondern hat sich ergeben, weil viele fanden, dass ich relativ gut beschreiben kann, wie ein Auto meiner Ansicht nach fahren sollte. Dazu decken sich meine Wahrnehmung und Einschätzung relativ stark mit dem Querschnitt der Kundschaft und der Presse.
Wie nähern Sie sich einem Auto?
Ich fahre ja alle verschiedenen Porsche – von historischen Rennautos, vom Macan mit Vierzylinder-Motor bis hin zu einem 918 Spyder. Jedes Auto hat einen anderen Charakter und ein anderes Ziel. Insofern geht es nicht darum, seinen Fahrstil und seine Einstellungen auf das Auto zu projizieren, sondern erst mal zu gucken, was das Auto macht und was es möchte. Ich glaube, dass ich das Auto relativ weich anfasse, um eine Rückmeldung zu erhalten. Das gilt insbesondere für die Lenkung – ich sage oft zu Leuten: »Presst das Wasser nicht aus dem Lenkrad. Fasst es weich an, dann kommuniziert das Auto auch besser mit euch.«
So erhält man Antworten auf die Fragen, wo sich der Grenzbereich befindet und wie man ihn erfahren kann. Dieses Grundgefühl ist bei mir daraus entstanden, dass ich eben nicht mit drei Jahren im Gokart saß und meinen eigenen Fahrstil entwickelte. Wenn ich in ein neues Auto einsteige, brauche auch ich mit Sicherheit eine längere Zeit, bis ich schnell bin. Was daran liegt, dass ich mich mit dem Auto arrangieren muss, ich muss mich einfühlen. Wohingegen sich viele andere professionelle Fahrer in ein Auto setzen und ihren Stiefel fahren. Ich habe aber keinen Stiefel, wenn man so will.