Mein E-Bike von Specialized ist schwarz wie der Tod. Das passt sehr gut. Ich werde damit nämlich von Douglas, der Hauptstadt der Isle of Man, über St. John’s bis hinauf nach Ramsey fahren. Von dort ist es nicht mehr weit in die Berge, wo der Snaefell Mountain Railway die Straße quert. Schließlich gelange ich südlich wieder zurück nach Douglas. Am Ende werden es genau 60,72 Kilometer sein. Die Runde der Tourist Trophy – das Verdun des Motorsports. 267 Tote. Aber das ist nur ein Zwischenstand. Denn das Sterben, so viel ist sicher, geht weiter. Sechs Biker bissen allein letztes Jahr ins Gras. Zwei auf Solo-Maschinen. Vier im Seitenwagen. Dieses Jahr »nur« einer. Wer hier startet, geht locker als potenzieller Selbstmörder durch.
Ich liebe Racing. Ob Auto oder Motorrad. Gäbe es kein Racing, hätte ich nicht geboren werden wollen. Ich war in Le Mans. Ich war in Indianapolis. Ich war in Monaco. Meine Triple Crown. Aber auf der Isle of Man, beim brutalsten Motorsportereignis der Welt, war ich noch nie. Weil ich mir das Gemetzel nicht aus nächster Nähe geben wollte. Natürlich hätte ich gern erlebt, wie die Jungs auf Teufel komm raus mit 290 zwischen Randsteinen, Hauswänden und Telegrafenmasten durch eine Ortschaft hämmern. Auf YouTube sieht es wild genug aus. In der Realität aber muss es für den unheilbar mit dem Racing-Virus Infizierten einem Offenbarungserlebnis gleichkommen. Man wäre Augenzeuge, wie der Irrsinn sich sozusagen selbst überwindet – durch noch mehr Irrsinn. Furios! Ich hätte jedoch bestimmt nicht sehen wollen, wie einer dieser Hasardeure dann von einer Bodenwelle ausgeknockt wird, an der nächsten Betonmauer zerschmettert und reglos liegen bleibt, weil alle Knochen zerbröselt und die Gedärme zerplatzt sind, der Schädel innen nur noch Brei ist und das Blut unten aus dem Sturzhelm rinnt.