Erst den Chefdesigner zu Wort kommen lassen, das macht sich immer gut, besonders angesichts dieser ikonischen Erscheinung des Coupés, bei dem sich erstmals der sonst belächelte Ausdruck »Flunder« aufdrängt, immerhin deutscher Fisch des Jahres 2017. Flavio Manzoni im O-Ton: »Die historische Essenz ist hier verdichtet, der Geist der Fünfziger- und Sechzigerjahre. Dennoch wurde ein neuer Weg gegangen, grafisch, skulptural, basierend auf den bekannten Benchmarks. Traditionstreue, aber ›looking into the future‹. Classic Arch – von den Seventies inspiriert, gehen wir ins Space Age, dynamisch mit modernen Volumes, also nicht romantisierend, nicht durch die sonst üblichen Lichtkanten geformt. Wir achten auf spezielle Winkel, auf das allgegenwärtige Science-Fiction-Feeling. Man findet zwei Shells, zwei Muschelhälften übereinander, gebrochen durch eine theoretische Linie. Zwei Autos, zwei Shapes. Delta Shape, Flying Profile, Clean Look. Leicht! Aber bitte nicht nostalgisch, wir holen uns die alte Expressivität zurück, das Auto hat keinen Blick, aber ein Clam Shell Bonnet. Skulpturale Bögen spannen sich über den Radläufen, gepaart mit klaren, horizontal verlaufenden Linien. Dazu eine Front, die die frühen Versionen des 365 GTB/4 (Daytona) zitiert.« Manzoni versteht sein Fach, keine Frage. Am Heck legt sich ein massiver Bügel in Wagenfarbe über die kontrastschwarze Dachpartie, auch eine Reminiszenz an die Zeiten der Design-Avantgarde. Wählst du Schwarz, hast du alles verdorben. Der Heckdeckel darunter gibt einen brauchbaren Laderaum frei, schließlich ist dies hier ein GT, eine Reisemaschine.
Groß und breit öffnet sich die Motorhaube. Das Triebwerk, tief eingebettet zwischen den beiden opulenten Radhaus-Aufwürfen, reicht bis genau unter die Windschutzscheibe, geht also schon als Mittelmotor durch. Durch die lange Motorhaube und das zurückgeschobene Greenhouse mit dem kontrastschwarzen Design-Bügel ergibt sich so ein Slingshot-Effekt, dem man eine betörende Eindeutigkeit zusprechen kann.
Weiter im Vortrag Manzoni: Kohärenz sei das Designthema, combining two souls, sporty and elegant, was sich in der Reality schwieriger darstellt als auf dem Papier, stöhnt der Designer.
Aerodynamik und Cockpitkonzept
Auch die Aerodynamiker verdienen ihr Geld hart, installierten drei Paar in Design verbaute Vortex-Generatoren vorne, um den Airflow länger an der Oberfläche zu binden. Hinten sorgt ein Diffusor für Sog nach unten; er arbeitet mit dem ausfahrbaren Spoiler zusammen (Automatik ab Tempo 50, bei 250 km/h gehen sie wieder flach), der in separate Klappen zweigeteilt ist, flankierend den mittig feststehenden Nolder.
Auch das Cockpitkonzept ist der Dualität verpflichtet, fast ein wenig zu designlastig. Aber wenn man erst einmal drinsitzt, sieht man die Welt völlig anders. Zur Wahl stehen der kompromisslose Sabelt Racing Seat oder die Komfortsitze.