Aber beim Auto geht es doch immer auch um einen emotionalen Aspekt.
Noch ist es ein Statussymbol. Wenn das keine Rolle mehr spielt, dann spielt das Thema der Ästhetik des Automobils auch keine Rolle mehr. Heute kann ich mit einem Ferrari in die Stadt fahren und meine Freunde beeindrucken. Wenn dieser Faktor fehlt, ist der Ferrari nur noch attraktiv für Leute, die am Motorsport interessiert sind. Diese Gruppe wird schon heute wesentlich kleiner. Wenn man das Gefühl von Speed auf der Autobahn nicht mehr erleben kann und auf die Rennstrecke verbannt wird, reduziert sich das Interesse noch weiter. Und ist es für die Automobilindustrie nicht mehr so wichtig, ästhetisch attraktive Fahrzeuge zu bauen, dann zählt irgendwann nur noch die Funktionalität, und ich bin wieder beim Bus. Ein Auto, in das nur zwei Leute reinpassen, ist deutlich weniger funktional als ein Auto für fünfzig Insassen. Plötzlich ist ein Bus attraktiv und nicht der Sportwagen. Diese Veränderung der Wahrnehmung hat bereits begonnen. Umweltgesetze werden dazu beitragen, dass das Auto kleiner wird. Damit wir eben nicht zwei Tonnen bewegen müssen, um achtzig Kilo Mensch zu transportieren. Dann stellt sich die Frage: warum nicht Elektro-Fahrrad oder andere elektrifizierte Transportmöglichkeiten? Oder sogar beamen? Ich glaube, das Auto wird an vielen Stellen grundlegend infrage gestellt werden.
Das Thema User Experience ist ja ein sehr emotionales, intensives Erlebnis. Wie fühle ich mich jetzt, wenn ich das Auto rein unter dem Aspekt der Vernunft und Funktionalität sehen soll? Was ist mit den Aspekten des selbstbestimmten Unterwegsseins?
Wir sprechen ja über zwei Themen. Das eine ist das Auto und das andere die Mobilität. Menschen werden mobil bleiben. Vielleicht heißt Mobilität aber nicht mehr, dass ich von Berlin nach Hamburg fahre, um etwas zu erleben, sondern ich fahre lieber mit dem Fahrrad von Berlin ins Umland. Da bin ich auch mobil, aber ich muss dafür keine 250 Kilometer zurücklegen. Zu reisen, um seinen Erfahrungsschatz zu vergrößern, das wird bleiben. Aber die Art und Weise wird sich verändern. Neugierige Menschen werden an das andere Ende der Welt reisen wollen, um andere Kulturen kennenzulernen, und das viel bewusster. Heute fliegt man nach Singapur, nur um dasselbe Schnitzel zu essen wie in Deutschland. Der Strand muss dieselbe Qualität haben wie man es von der Nordsee kennt, inklusive der Strandkörbe. Man will gar keine Veränderung, sondern nur eine andere Location, um sie auf seiner Reiseliste abzuhaken. Wenn die Kosten steigen und man nur noch ein- oder zweimal im Leben in ferne Länder reisen kann, wird man sich sehr genau überlegen, was man von dieser Reise erwartet: Vor Ort geht man jeden Meter zu Fuß, um so viele Menschen wie möglich zu treffen, um so viel kulturellen Austausch wie möglich zu erleben. Statt zwei Wochen am Strand zu liegen, geht es um zwei Wochen Kultur und Austausch mit den Menschen. Vielleicht sogar um das Erlernen einer Sprache, um die Unterschiedlichkeit der Menschen besser aufzunehmen. Die Zeit, in der wir einfach alles hatten und exzessiv nutzen konnten, die geht zur Neige. Aber ich glaube nicht, dass deswegen die Lebensqualität sinkt. Manche Umweltschützer kommen manchmal so rüber, als ginge es darum, den Spaß aus dem Leben zu tilgen.
Wie sollte man das Leben betrachten?
Der Menschheit steht eine schwierige Transformation bevor. Bisher möchte jeder von uns am besten so viel wie möglich und sofort haben. Da wir jedoch auf einem endlichen Planeten leben, werden wir die Ressourcen teilen müssen. Jeder muss bewusster mit den Ressourcen, die ihm zur Verfügung stehen, umgehen und sie gezielter einsetzen.