Fairerweise muss man sagen, dass es schon immer Autos gab, die eher wegen ihres Aussehens als wegen des Fahrspaßes bewundert wurden: Man denke nur an die Delahayes und Talbot Lagos der späten Dreißigerjahre im Art-déco-Stil von Figoni & Falaschi. Deren Vorderräder konnten sich kaum in der alles umhüllenden Spezialkarosserie drehen, die den Eindruck erweckte, im Stand 200 km/h zu erreichen, allerdings beschränkte sich das Fortkommen auf kaum mehr als die Paradegeschwindigkeit beim Concours d’Élégance. Diese Autos wurden mehr für die Show als zum Fahren gebaut: Britische Rivalen gaben ihnen den scherzhaften Spitznamen »Phoney and Flashy«, was man vielleicht mit »Blitzende Blender« übersetzen könnte. Und trotzdem ist es heute genauso unwahrscheinlich, einen Ferrari 250 GTO zu sehen: Ein Arbeitstier, das mit wenig oder gar keiner Rücksicht auf die Ästhetik konzipiert wurde, sorgfältig zerlegt und dann über Jahre hinweg mit einer Hingabe wieder aufgebaut, die seine ursprünglichen Erbauer – die ihn in wenigen Wochen mit einfacher Schweißtechnik und schweren Hämmern schufen – zum Lachen (oder vielleicht zum Weinen) gebracht hätte, wenn sie gewusst hätten, dass er nun von Männern in Blazern und mit Klemmbrettern bewaffnet beurteilt wird. Auf einem manikürten Rasen – und nicht in der Hitze des Gefechts auf dem flirrenden Asphalt von Le Mans oder den Schlaglochpisten der Targa Florio.