Wir stehen also in Paris in diesem etwas verkramten Mutterladen von Diptyque, am Boulevard Saint Germain. Diptyque ist längst eine weltumspannende und ikonische Marke, die allerdings, wenn Sie mich fragen, ihre Glaubwürdigkeit nicht zuletzt durch dieses leicht verkramte Geschäft gewinnt, von dem alles ausging und ausgeht (nicht anders verhält es sich zum Beispiel bei Mariage Frères). Wir kaufen einen Bedufter von Diptyque- für den Range Rover. Ein sehr schöner Kathy-Hilton-Einkauf. Ist das cool? Worauf Richie, der beste Ehemann von allen, die einzig mögliche Antwort gibt: Who cares? Wir entscheiden uns für die Variante »Baies«. Die unwiderstehliche Frische eines Rosenstraußes, der mit Johannisbeerblättern durchsetzt ist. Das ersetzt den bisherigen England-Rugby-Lufterfrischer.
Das, was mich an Coolness am meisten interessiert, ist: Man kann sie sich nicht selbst zuschreiben. Und das in einer Zeit, in der immer mehr Leute sich immer heftiger alle möglichen Eigenschaften selbst zuschreiben, um daraus irgendeine Identität abzuleiten. Coolness indes wird dann unerreichbar, wenn man sie anstrebt. Darin besteht, jenseits aller Definitionsschwierigkeiten, ihr eigentlich Unfassbares. Diese Unerreichbarkeit durch Vorsatz rückt die Coolness in die Nähe des Glücks. Und das Glück ist eine leichte Dirne, Sie wissen schon. Coolness als ein solches Sehnsuchtsphänomen wird häufig mit Gelassenheit verwechselt oder gar mit Ungerührtheit, und das ist falsch. Coolness heißt nicht, dass man nichts ernst oder wichtig nehmen würde oder sich über nichts mehr wundern könnte. Zum Glück. Das Sich-nicht-Wundern erscheint zwar als die notwendige Bedingung der Seelenruhe (Ataraxie) und Glückseligkeit (Eudämonie), jedenfalls in der Auffassung mancher Philosophen. Ich hingegen möchte darauf hinweisen, dass es eine besondere Art der Inspiration gibt, die in der Verblüffung liegt. Deswegen muss man ja nicht gleich die Fassung verlieren.