Cool Cats

Ein eigensinnigeres und freiheitsliebenderes Tier als die Katze? Kennen wir nicht. Katzen sind Individualisten mit einem ausgeprägten Charakter. Sie sind einfach so, wie sie sind. Und vor allem sind sie stark, kennen keine Anführer wie etwa Hunde. Jede Katze ist ihr eigener Chef. Im häuslichen Beziehungsleben sowieso. Sie weiß es, ihre Mitbewohner wissen es. Die Meinung anderer? Fragen Sie doch mal ihre Halter. Katzenbeziehungserfahrene wissen, was es bedeutet, ignoriert zu werden.

Katzen kennen eben keine Unterordnung, das Besondere an ihnen ist ihre große Selbstständigkeit. Katzen sind elegant, haben oftmals eine magisch-mysteriöse Ausstrahlung und wirken mitunter faszinierend unnahbar. Das Rumgeschmuse, die Streicheleinheiten, das machen sie nur für ihre Katzenliebhaber, argwöhnen so manche unabhängigen Beobachter.

Spötter meinen in diesem Zusammenhang, es hätte gar keinen Sinn, viel Zeit auf einen guten Katzennamen zu verwenden. Sie kommen ja sowieso nicht, wenn sie gerufen werden, was so selbstverständlich etwas übertrieben ist. Katzen kommen schon, wenn man nach ihnen ruft – aber eben nur, wenn sie darin einen Sinn sehen. Ihren Namen kennen sie nämlich ganz genau, und spätestens, wenn etwas Leckeres im Schälchen unmittelbar mit dieser namentlichen Ansprache verbunden ist, kommen sie freudig um die Ecke. Überhaupt ist Katzenerziehung gar nicht so schwer, sagen die Experten: In nur wenigen Tagen hat die Katze ihrem Menschen das Nötigste beigebracht.

Keine Katze ist wie eine andere. Jede Katze hat ihre eigenen Vorlieben. Diese pflegt sie dann so selbstvergessen wie kein anderes Tier im jeweils aktuellen Moment. Dabei tun Katzen die Dinge um ihrer selbst willen. Weil sie es gerade interessant finden oder es ihnen einfach zweckmäßig erscheint. Wenn sie sich nicht wohlfühlen, sie etwas frustriert oder in Gefahr bringt, verschwinden sie einfach. Ohne viel Aufhebens. Ohnehin tun sie alles immer möglichst entspannt-unaufgeregt und bewundernswert ausgeglichen, was dann den normalen Gemütszustand einer Katze schon einmal ziemlich perfekt beschreibt.

»Katzen brauchen keine Philosophie«, sagt der englische Philosoph John Gray. »Sie gehorchen ihrem Wesen und sind zufrieden mit einem Leben, das ihnen die Natur mit dem Augenblick schenkt.« Vor allem aber bewundert John Gray Katzen für die Gelassenheit, mit der sie der Welt begegnen.

Über mehrere Jahre hinweg erforschte Gray die Natur der Katzen. Ein Fazit: Gerade in Sachen Glück und Zufriedenheit können wir von diesen eigenwilligen Geschöpfen noch einiges lernen, und vielleicht hätten sich die Philosophen, die sich seit Jahrtausenden immer wieder mit den gleichen Fragen beschäftigen, nur einfach einmal in eine Katze hineinversetzen müssen. Denn Katzen kennen weder Angst noch Zweifel. Die großen Fragen nach Liebe, Sterblichkeit und Moral? Katzen verkörpern die Antworten für Gray in nahezu perfekter Weise.

In seinem 2022 erschienenen Buch Katzen und der Sinn des Lebens entwickelt Gray dann sogar ebenso spielerisch leicht wie tiefgründig eine »Feline Philosophy« – so der eng-lische Originaltitel – die sich nicht nur ausgesprochenen Katzenfreunden als eine elegante Studie über das gute Leben anbietet. Die Kernthese für Gray: Glück sei bei Katzen der Zustand, »der sich von selbst einstellt, wenn konkrete Bedrohungen für ihr Wohlbefinden beseitigt sind«.