Und das steckt noch in uns?
Ja, viel stärker, als uns manchmal bewusst ist. Und dem müssen sich Architekten stellen. Wie man seinen Stuhl platziert, den Arbeitsplatz, eine Küche oder das Bett – in all diese Überlegungen spielt hinein, von wo ein Feind kommen könnte. Selbst wenn es den heute nicht mehr gibt, fällt es uns schwer, uns in einer Situation zu Hause zu fühlen, die eine frühzeitige Verteidigung erschwert. Übrigens heißt es, dass man Menschen in Höhlen- und Nestbewohner einteilen kann.
Wirklich?
Ja, interessanter Gedanke, oder? Schimpansen jedenfalls bauen jeden Abend ein Nest im Baum, in dem sie wohnen. Kleine Konstruktionen aus Zweigen. Menschen haben das sicherlich noch im Kopf. Man sagt immer: within the heights of the trees. Das bedeutet, dass man sich im Allgemeinen auf der Höhe von Bäumen, also zehn bis zwanzig Meter, sicher und zu Hause fühlt.
Und die Höhlen?
Die wurden relevant, als man den Erdboden betrat und des aufrechten Ganges fähig wurde. Für mich repräsentieren Höhlen ein bisschen den mangelnden Überblick. Wenn der Säbelzahntiger zur Höhlenöffnung hereinkommt, hast du ein Problem. Und solche Gedanken spielen in unserer Architektur natürlich eine Rolle.
Fragt sich nur, ob ein Kunde sich seiner Evolutionsbiologie so bewusst ist wie ein Architekt.
Nun darf man nicht vergessen, dass wir fast ausschließlich für professionelle Bauherren bauen, also Menschen, die nicht nur ein Mal bauen. Bei einem Einfamilienhaus ergibt sich eine andere Fragestellung. Es geht dann vor allem um das Leben und die Möglichkeiten, die die Architektur in dieser Hinsicht bietet. Was erwartet eine Familie in den nächsten zwanzig Jahren vom Leben? Also nicht so sehr vom Haus, sondern vom Leben.