Mr. Pitt, sind Filme ein Mittel für Ihre Selbstverwirklichung?
Für mich waren sie immer ein Zugang zur Welt. Ich hatte als Jugendlicher fast nichts von ihr gesehen, kam höchstens ein bisschen in den USA herum. Und Filme zeigten mir andere Kulturen und Verhaltensweisen. Sie waren meine große Liebe. Ich hatte jedoch nie den Plan, Schauspieler zu werden. In meiner Heimat – ich komme aus Missouri – war das keine Karriereoption. Kurz vor Ende der Collegezeit begriff ich, dass ein normaler Beruf nichts für mich sein würde. Ich war nicht dazu bereit. Und so dachte ich: Warum folgst du nicht deiner Liebe und versuchst, Filme zu machen? Ich brach meine Ausbildung zwei Wochen vor Abschluss ab, verdiente ein bisschen Geld, damit ich mir einen Trip nach Kalifornien leisten konnte – und fuhr los.
Und Sie waren sofort glücklich?
Es dauerte eine Zeit. Am Anfang bekam ich ja nicht mal Termine fürs Vorsprechen. Aber irgendwann kriegte ich ersten Chancen, und ich tat alles, um sie zu nutzen. Dann brauchte ich ungefähr zehn Jahre, um zu verstehen, was ich genau wollte. Man versuchte, mich ins Fernsehen zu drängen, doch ich blieb meiner Liebe treu. Und das war der Film. Die Geschichten, die im Kino erzählt wurden – das war es, was ich wollte. Und das blieb meine Maxime.
Es ist aber nicht selbstverständlich, seinen Prinzipien treu zu bleiben.
Was mir dabei half, war, Vater zu werden. Ich bin mir absolut bewusst, dass meine Kinder eines Tages meine Filme sehen. Und ich muss daran zurückdenken, welche Filme mich prägten und inspirierten, als ich jung war. Aus diesem Grund weiß ich ganz genau – noch genauer als früher –, was ich tun möchte. Meine Leidenschaft ist sogar noch gewachsen.
Sie sagten aber, dass Sie am Anfang Ihrer Karriere nicht so happy waren. Warum eigentlich?
Ich war ziemlich durcheinander. Ich war einfach nicht darauf vorbereitet, was zu diesem Beruf alles dazugehört. Ich wollte einfach nur Filme machen – große Filme –, und mir war nicht bewusst, dass ich dadurch auch in den Fokus der Öffentlichkeit geraten würde. Ich verlor ein bisschen die Orientierung. Es gab Interviews, da musste mir der Regisseur die Hand halten, damit ich sie durchstand.