Auch das Bewusstsein für das eigene Leben spielt eine Rolle?
Ganz genau. Das ist tatsächlich auch der Grund, weshalb ich das Buch geschrieben habe. Es gibt in der Wissenschaft fein ziselierte Fragestellungen, die hoch komplex sind, dann gibt es die wissenschaftliche Politikberatung, die versucht, diese komplizierten wissenschaftlichen Analysen so zu übertragen, dass man daraus gesellschaftlich was schöpfen kann, zum Beispiel für die Politikgestaltung. Und dann gibt es die Ebenen – und das ist mir in meiner Praxis über die letzten zwanzig Jahre klar geworden –, die für jeden und jede von uns wichtig sind. Deswegen heißt das Buch auch so ein bisschen unverschämt hochgegriffen »Leben und Sterben«.
Sie haben die Frage eben schon erwähnt, was macht denn aus Ihrer Sicht ein gutes Leben aus?
Danke, dass Sie die subjektive Sicht erwähnen, denn die Antwort kann nur persönlich beantwortet werden. Es ist auch eine der Ideen hinter dem Buch, Leute anzuregen, sich genau diese Frage für sich selbst zu stellen. Für mich gehören Kinder zu einem guten Leben. Aber das ist ja nicht für jeden so! Das ist meine persönliche Vorstellung. Aber um die Frage weiter zu beantworten: dass ich in einer Familie lebe, dass ich viele gute Beziehungen habe und sie pflege. Weil ich Ärztin bin, gehört für mich auch dazu, das zu tun, was meinen Körper gesund, aktiv und fit hält. Des Weiteren: etwas für einzelne Menschen oder für die Gesellschaft beizutragen. Das sind die Bereiche, die bei mir ganz besonders wichtig sind.
Es ist natürlich keine zufällige Antwort, sie deckt sich mit dem, was uns die Wissenschaft in den letzten Jahren und Jahrzehnten aufgezeigt hat: Es sind gerade unsere Beziehungen – und das muss nicht Familie sein, das können Freundschaften sein, die sehr, sehr wichtig für ein gesundes und glückliches Leben sind. Und die Idee des Helfens, die macht uns gesund. Es gibt in England Ärztinnen und Ärzte, die verschreiben leicht depressiven Menschen das ehrenamtliche Helfen auf Rezept – mit großem Erfolg. Ein letzter Punkt ist die Fürsorge, was den eigenen Körper angeht, Wir wissen, dass viele chronischen Erkrankungen auch lebensstilbedingt sind und man einfach sehr viel tun kann.
→ Das gesamte Interview lesen Sie in der
rampstyle #35 »There Is No Substitute«.