Unterwegs: Ein Gespräch mit Lamborghini-CTO Rouven Mohr

Vor ziemlich genau 60 Jahren war Ferruccio Lamborghini der deutlichen Meinung, dass es für die Kupplung in seinem Ferrari eine technisch bessere Lösung gab. Überhaupt hatte er sehr konkrete eigene Vorstellungen von den technischen Ansprüchen, die man an so einen Sportwagen stellen sollte, wenn der als Lust- und Beziehungsobjekt über ein extremes Design hinaus dauerhaft unsere Leidenschaft wecken soll. Also baute er eben fortan seine eigenen Sportwagen.

  • Interview
    Michael Köckritz
  • Fotos
    Lamborghini / Martin James

Es ist dieser avantgardistische, ingeniöse Geist, der die Marke bis heute als zeitlose Kampfansage an alles Sport- und Supersportwagenübliche prägt. Na ja, und ideal, wenn uns jemand wie Rouven Mohr, der als CTO von Lamborghini genau weiß, worum es hier geht (und wohl immer gehen wird), einmal sehr viel mehr verrät.

Herr Mohr, welche Bedeutung haben Technik und Ingenieurskunst für Lamborghini?

Ich denke, das leitet sich zum Großteil schon aus der Marken-DNA ab: Lamborghini bietet ganz sicher keine Mobilitätslösung für die Strecke von A nach B, sondern wollte schon immer ein Verlangen erzeugen, eine Begehrlichkeit schaffen. Es geht also um den Einklang von ingeniöser, rationaler und analytisch strukturierter Entwicklung und dem emotionalen Erlebnis. Und genau diese Emotionalität eines Produkts ist eben kein Zufall. Sie lässt sich zu einem gewissen Grad sogar messen oder berechnen, wenn man so will.

Wie werden diese Emotionen messbar?

Es gibt gewisse Triggerpunkte, die man in ein Produkt hineinentwickeln kann. Design ist hier ein ganz offensichtlicher Aspekt, das sogenannte erste Verlangen. Da sind wir dann auch schon mittendrin: denn das Design gibt ein Versprechen. Dieses Versprechen muss technisch eingelöst werden. Passiert das nicht, kann man eine Marke nicht dauerhaft so positionieren, wie wir das geschafft haben. Der nächste entscheidende Punkt ist das Interagieren mit einem Auto. Da geht es nicht nur, aber natürlich vor allem auch um das Fahren. Das messbar zu machen, ist unser Job. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Dinge wie die Sitzposition, ganz generell das Feedback des Fahrzeugs. Alle objektiven Faktoren. Daraus ergibt sich der Charakter. Der entsteht nicht einfach, sondern wird zielgerichtet entwickelt. Hier hat Lamborghini auch sehr viel gelernt in den vergangenen Jahren und einen ganz eigenen, spezifischen Produktfingerabdruck herausgebildet, den es zu pflegen gilt. Wir untersuchten tatsächlich zusammen mit der Universität Politecnico di Milano, wie ein Fahrer auf bestimmte Reize beim Fahren reagiert.

Und?

Unsere Kunden reagieren – wenig überraschend – extrem auf Themen wie Sound, Vibrationen, Direktheit und Eingebundenheit. Das hängt natürlich sehr stark mit der Fahrersitzposition zusammen. Hier schaffen wir viele positive Reize, die sich messen lassen: über Herzfrequenz, Atemfrequenz und auch über die Blickführung. Als wir das auf der Rennstrecke gemessen haben, bekamen wir sehr interessante Ergebnisse im Vergleich mit zum Beispiel Elektroautos.

»Das Design gibt ein Versprechen. Dieses Versprechen muss technisch eingelöst werden. Passiert das nicht, kann man eine Marke nicht dauerhaft so positionieren wie wir das geschafft haben.«
Das heißt, E-Auto und Verbrenner unterscheiden sich in der emotionalen Erfahrung?

Ich sage: ja, wobei man Rennfahrer hier rausnehmen muss. Aber der ambitionierte Alltagsfahrer braucht den Soundeindruck offensichtlich als Orientierung. In dem Moment, in dem das Motorgeräusch wegfällt, schauen Nicht-Profis viel mehr auf den Tacho und die Geschwindigkeit und sind immer ein bisschen irritiert, weil ihnen offensichtlich eine Orientierungsgröße fehlt. All das berücksichtigen wir in der Entwicklung. Es geht also nicht darum, die Zeit, sondern das Erlebnis von null auf hundert zu optimieren. Wie fühlt es sich an? Wir reden dann vom Beschleunigungsverlauf. Der kann zum Beispiel sehr langweilig sein, obwohl die Dauer extrem kurz ist. Und umgekehrt. Da stellen wir uns Fragen wie: »Ist der Beschleunigungsverlauf linear? Oder ist er degressiv, heißt, reißt er an und lässt dann irgendwie gefühlt nach?«

Ferruccio Lamborghini sagte einmal: »Lamborghini ist Raffinesse, Luxus und Perfektion.« Über die Raffinesse haben wir gesprochen. Wie sieht der Luxus Lamborghini in der heutigen Zeit aus?

Da sind wir natürlich direkt beim Thema Exklusivität. Etwas frei gesprochen: Ein Lamborghini ist immer ein Naturereignis und auf keinen Fall etwas Alltägliches. Das mag eine notwendige Eigenschaft sein, hinreichend ist sie für ein Luxusprodukt meines Erachtens aber noch nicht. Denn als Produktmensch muss für mich eben immer auch das Versprechen eingelöst werden. Ein Lamborghini ist ein Designstatement, ein Kunstwerk, das seine Aussage unbedingt einlöst. Und das ist für mich der Luxus Lamborghini.

Das gesamte Interview mit Rouven Mohr lesen sie in der kommenden ramp #61 »Love Is in the Air«!

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