Und was war das Ergebnis?
Die Antwort lautet erst einmal, dass es einen Zusammenhang gibt. Wir sprechen nicht von separaten Nischenkulturen, sondern – wenn man so will – von einer großen, übergeordneten Superkultur. In der Biologie würde man so etwas semipermeable Membranen nennen, es sind also keine in sich geschlossenen Kulturen, die für sich stehen, sondern Kulturen, die ineinander übergehen. Das ist das, was es so spannend macht. Und es ist ein Riesenmarkt, allein in Deutschland wird mehr für Ingame-Käufe ausgegeben als die ganze 1. und 2. Bundesliga insgesamt Umsatz machen. Es gab aber keine Agentur dafür, zumindest nicht in Deutschland oder in Europa. Also dachte ich: Das mache ich!
Ingame-Käufe sind …
… wenn man auf dem Handy, in einer App oder auf der Konsole spielt und seinem Charakter neue Klamotten und eine neue Waffe kauft.
Wenn wir das so direkt fragen dürfen: Warum sind Sie so erfolgreich?
Darf ich darüber kurz nachdenken?
Sicher!
... Ich versuche, eine unakademische Antwort darauf zu geben: Ich glaube, dass ich grundsätzlich jemand bin, der kontinuierlich Erfolg sucht und der, das ist mein Glück, relativ klare Ziele hat. Ich habe eine große innere Klarheit, was ich priorisiere und wie ich an mein Ziel komme. Das hört sich erst einmal trivial an, ist es aber in meiner Alterskohorte nicht, weil wir von Möglichkeiten überrannt werden und durch die Digitalisierung Start-up-Millionär oder Bestseller-Autor werden können. Und das, was mich auszeichnet, ist, dass ich sehr fokussiert bin. Dazu bin ich von einem großen Ehrgeiz geprägt und jemand, der den Kampf annimmt. Wenn mir eine Niederlage widerfährt, stachelt mich das an. Ich habe aber auch tatsächlich das Glück, dass ich einen Job habe, der primär Spaß macht und an dem keine Leben hängen. Ich bin kein Herzchirurg. Das Schlimmste, was passieren würde, wenn ich nicht zur Arbeit käme, wäre, dass die Leute einfach ein anderes Produkt kaufen würden. Das gibt mir eine innere Freiheit. Wenn irgendetwas schiefgeht, ist es wie ein Videospiel, in dem man stirbt und wieder von vorne anfängt, Erfahrungspunkte sammelt und sich hochlevelt. Diese spielerische Art und Weise hilft mir auch, mit Druck umzugehen.
Wenn Sie sagen, dass Sie kein Herzchirurg sind und keine schwerwiegende Verantwortung tragen: Empfinden Sie Ihren Job trotzdem als sinnhaft?
Ich sehe in meinem Beruf definitiv eine Form von Sinn. Das ist jetzt banal formuliert, aber wir hatten bei der Nerd-Kultur und bei den Communities die klare Prämisse, die Nerds auf ein neues Level zu heben und sie zu entstigmatisieren. Es ging darum, ein Narrativ zu finden, dass Nerds keine Loser sind, die im Keller bei Mama und Papa wohnen, sondern dass sie Teil des Mainstreams geworden sind und den neuen Avantgardismus mitprägen. Ich gebe in dem, was ich tue, Mut, Orientierung und eine neue Sichtweise.