Und wie ging es dann weiter?
Meine Mutter bekam eine Mail von meinem heutigen Agenten, der schrieb, dass er mit mir arbeiten will. Dann schloss er sehr schnell Verträge ab, ich war damals erst 14 Jahre alt und hatte mit einem Mal einen Sponsor, ein Team und viele Wettkämpfe. Es war anfangs ein bisschen schwierig, weil ich alleine war. Sicherlich gab es das Team, aber eben keine Mutter, keinen Vater, keinen Bruder. Es gab nur mich. Aber zehn Jahre später war ich bei den Olympischen Spielen dabei.
Wie würden Sie sich selbst beschreiben?
Ich bin auf Hawaii geboren und wuchs in einem kleinen Ort im Süden von Costa Rica auf, ich habe deutsche Eltern. Ich komme aus dem Nichts, habe bei null angefangen und hart gearbeitet. Und mit harter Arbeit kann man alles schaffen.
Was bedeutet das Surfen für Sie?
Es ist mein Leben, es ginge nicht ohne. Ich muss immer in der Nähe des Wassers sein. Es reicht auch, das Meer zu sehen, dann surft mein Gehirn.
Die Surfkultur wird gerne romantisch dargestellt. Ist es wirklich so eine perfekte, schöne Welt?
Ja und nein. Hobbysurfer suchen immer die perfekte Welle, sind am Strand, in der Sonne, sie sehen das Schöne. Das ist auch nicht falsch, es ist romantisch, ein Paradies. Das Leben eines Profisurfers ist allerdings ganz anders. Natürlich gibt es Tage, an denen wir frei haben, aber normalerweise trainieren wir. Wenn die Wellen gut sind, gehen wir raus, bei Regen, Sturm und Wind. Wir surfen mit einem Ziel, sprechen danach mit dem Coach, gehen wieder rein. Das ist sehr anstrengend, lohnt sich aber auch. Und für mich ist es das beste Gefühl überhaupt, einen großen Wettkampf zu gewinnen. Insofern sind all diese harten Tage besser als eine perfekte Welle.
Fordern Sie Ihr Glück heraus?
Wenn man große und gefährliche Wellen surft, tut man das sicherlich ein bisschen. Ich finde allerdings, dass man genau dann am meisten bei der Sache ist, am konzentriertesten.
Und was ist mit der Angst?
Angst fühlt man als Profisurfer auch, weil man allein ist. Man reist elf Monate im Jahr und hat nur sein Team als Familie. Manchmal ist man traurig, will nach Hause, befürchtet, nichts zu schaffen, bei den Olympischen Spielen oder bei einem Wettkampf zu verlieren. Ich würde es trotzdem als guten Druck bezeichnen, weil ich mich dafür entschieden habe – und auch dafür, es zu schaffen.