Wie bereitet man sich mental darauf vor, eine 27 Meter hohe Welle zu surfen?
Surft man solche Wellen, gibt es keine Garantie, dass man heil herauskommt. Oder lebendig. Das ist immer im Hinterkopf. Man misst sich ständig mit der übermächtigen Kraft der Natur. Deshalb verlasse ich mich so sehr auf mein Training. Ich will sicherstellen, dass mein Körper auf Extremsituationen optimal vorbereitet ist und ich die bestmöglichen Überlebenschancen habe. Das Praktische daran ist, je mehr ich meinen Körper trainiere, desto mehr trainiere ich auch meinen Geist. Selbstvertrauen ist essenziell. Viele Leute denken, dass wir keine Angst haben, wenn sie uns auf diesen gigantischen Wellen sehen. Aber das stimmt nicht. Ich habe große Angst. Letzte Woche hatten wir in Portugal einige der größten Wellen aller Zeiten – das war extrem herausfordernd.
War das ein Weltrekord?
Nein, aber ein persönlicher Rekord. Und es waren wahrscheinlich die größten Wellen, auf denen ich bisher gesurft bin.
Sie erwähnten Ihre Angst. Wie gehen Sie damit um?
Sie ist ein ständiger Begleiter in diesem Sport. Auch wenn viele das vielleicht irgendwie glauben, sind wir trotzdem keine Superhelden. Wir versuchen, unsere Grenzen immer mehr auszureizen, aber wir wissen genau, was auf dem Spiel steht. Der Gedanke an den Tod ist immer präsent. Ich mag mein Leben – ich habe eine wunderbare Familie, eine tolle Freundin, einen Hund, Freunde. Das alles will ich nicht verlieren. Daher ist eine umfassende physische und mentale Vorbereitung sowie ein starkes Team die wichtigste Grundlage für das, was wir tun.
Wie viel Überwindung kostet es, auf eine gigantische Welle zuzupaddeln, die in der Lage ist, einen zu töten?
Man muss dazu sagen, das ist ja eine Situation, die man trainiert. Für jemanden, der nicht surft oder höchstens mal eine ein Meter hohe Welle mitnimmt, sieht das sicher furchteinflößend aus. Man muss aber bedenken: Ein Profi-Big-Wave-Surfer macht das zum einen regelmäßig und zum anderen hat er sich über Jahre hinweg bis an diesen Punkt hintrainiert. Bis ich in der Lage war, 27 oder 30 Meter hohe Wellen zu surfen, musste ich mich immer wieder selbst herausfordern. Als ich anfing zu surfen, ängstigten mich sogar Wellen, die nur zwei oder drei Meter hoch waren. Es kostete Überwindung, diese Wellen zu surfen, später kostete es Überwindung, eine Zehn-Meter-Welle in Angriff zu nehmen, aber letztendlich hat es mich dorthin gebracht, wo ich heute bin. Auch dank meiner Partner und Sponsoren wie Tudor, die mich in dem Bestreben unterstützten, die größte Welle der Welt zu surfen.