»Wann kann ich das Ding reiten?«, fragte ich Peter Linke am Telefon. Er stellte mir einen Termin in der zweiten Februarhälfte auf der Formel 1-Strecke in Montmeló nördlich von Barcelona in Aussicht. Zahlreiche Teams von überallher, hauptsächlich aus GT3-Serien, würden zwei Tage lang testen. Es sei aber auch mit Le Mans-Prototypen zu rechnen, nicht ganz ohne – und bestimmt viel Verkehr. »Halb so wild, macht den Yankee schon mal warm«, erwiderte ich vollmundig. Kaum war unser Gespräch beendet, atmete ich schwer aus und flüsterte ahnungsvoll »Puh, LMP-Alarm« vor mich hin. Zwar pilotierte ich schon einige Rennwagen, auch heftige Geschosse wie den 2017er Porsche 911 RSR oder Giancarlo Fisichellas Ferrari 458 Italia GT2 – einen Le Mans-Prototypen sah ich im Rückspiegel allerdings noch nie auf mich zurasen. Mir war sonnenklar: Der Ritt auf dem Mustang inmitten einer derart wilden Herde wird kein Fliegenschiss.
Acht Wochen später, das Restaurant Cecconi’s in Barcelona, nur noch wenige Stunden bis zum schlimmsten Tag meines Lebens: Ich sitze neben David Schumacher, HRT-Pilot, Neffe des siebenfachen Formel 1-Weltmeisters Michael und Sohn des sechsfachen Grand Prix-Siegers Ralf Schumacher. Rundherum Mitglieder des Teams und ein weiterer Fahrer: Arjun Maini. Der Inder wurde einst in der britischen Formel 4-Meisterschaft Gesamtzweiter hinter einem gewissen George Russell. David Schumacher kenne ich seit seinem sechsten Lebensjahr. Er ging mit meinem Sohn in Salzburg zur Schule, genauer gesagt in die Volksschule Morzg, wo ringsum eine Idylle herrschte wie im Heimatfilm »Die Sennerin von St. Kathrein«.