Drei Designstudios über die Welt verteilt: Wie sieht es denn aus mit dem Wettbewerb zwischen den Studios? Ist das eher freundlicher Wettstreit oder harte Konkurrenz?
Karim Habib: Nun, es ist ein gesunder Wettbewerb. Wir haben Studios in Korea, den USA und Europa – jedes mit eigener Identität, eigenen Stärken. Das ist auch wichtig, weil wir global relevante Autos entwerfen wollen. Manchmal performt das eine Studio stärker, manchmal das andere. Am Ende geht es darum, das beste Design für Kia zu entwickeln. Jedes unserer Designstudios bringt eine eigene Perspektive ein, doch unser zentrales Designprinzip ist universell. Unsere Philosophie ist kein starres Dogma, sondern ein kreatives Framework. Design sollte immer innovativ und risikofreudig sein, egal in welchem kulturellen Kontext. Die Herausforderung besteht darin, den gemeinsamen Nenner zu finden – und das sind Werte wie gute Benutzererfahrung, Nachhaltigkeit und Respekt für die Umwelt. Diese Werte verbinden alle Designer weltweit und sorgen für eine kohärente Gestaltung.
Und welches Studio zeigt den stärksten Wettkampfgeist? Wer performt am besten?
Oliver Samson: Das ist gar nicht so einfach zu sagen, wer »das beste« Studio ist, weil es auch wellenförmige Entwicklungen gibt. Korea ist aktuell sehr stark, das hat auch mit Karims Zeit dort zu tun. Aber wir holen auf – mit dem Kia EV2 und EV3 haben wir aus Europa heraus einige starke Akzente gesetzt.
Herr Habib, als Designchef haben Sie die große, übergeordnete Perspektive. Wie stellen Sie sicher, dass trotz der unterschiedlichen kulturellen Einflüsse eine gemeinsame Designsprache entsteht?
K.H.: Das ist eine der spannendsten Herausforderungen! Wir arbeiten in einem globalen Team, aber natürlich hat jedes Studio seine Prägung. In Korea zum Beispiel sind die Designs oft mutiger, progressiver – das liegt auch an der Mentalität und daran, wie schnell sich die Märkte dort entwickeln. In Europa denken wir oft sehr detailliert, arbeiten Dinge präziser aus. Meine Aufgabe ist es, diese Stärken zu vereinen und sicherzustellen, dass unsere Designs konsistent sind, aber gleichzeitig die lokale Relevanz nicht verlieren.
O.S.: Das merkt man auch im Alltag. Wenn wir Designs diskutieren, dann sieht man sofort, dass unterschiedliche Blickwinkel aufeinandertreffen. Wenn man direkt aus Frankfurt nach Seoul reist und sich dort das Straßenbild ansieht, merkt man unmittelbar, dass es dort progressiver zugeht. Die Designs sind mutiger, grafischer, experimenteller. In Europa tendieren wir eher zu ausgefeilteren, perfektionierten Konzepten, was manchmal etwas von der Frische nimmt. In Korea oder China wird mehr ausprobiert, oft mit weniger Angst davor, unkonventionelle Wege zu gehen.
Herr Samson, Sie haben in Studios auf der ganzen Welt gearbeitet. Wie hat Sie die Arbeit in diesem internationalen Umfeld verändert?
O.S.: Man wird mit der Zeit natürlich ein Stück weit geprägt. Jede Firma hat ihre eigene »Design-Denke«. Bei Kia arbeiten wir sehr prozessorientiert – wir haben Meilensteine, klare Abläufe. Aber es gibt auch immer diese feinen Nuancen: Wie schaut man sich ein Auto an? Wo legt man eine Linie? Das sind Dinge, die man irgendwann ganz automatisch so macht, weil man weiß, dass sie gut funktionieren. Und dann kommen Karim oder Kollegen aus Korea und sagen: »Lasst uns das mal etwas anders denken!« – das ist dann manchmal herausfordernd, aber genau deshalb macht es so viel Spaß.