Wie veränderlich der Luxus-Begriff und der Stellenwert des Materials ist, sieht man insbesondere an Firmen, die sich auf exklusive Koffer und Reisegepäck spezialisiert haben. Was natürlich im Anspruch des Reisenden und in den Mitteln der Fortbewegung begründet liegt. Was den Anspruch angeht, waren die ersten Koffer, die Louis Vuitton in seinem Atelier herstellte, nicht wegen ihres edlen Werkstoffs begehrt, sondern aufgrund ihrer Praktikabilität: Durch ihre rechteckige Form waren sie einfach zu stapeln. Dazu kam das, was man damals unter Hightech verstand:
Die Koffer waren mit einem neuartigen, imprägnierten Leinenstoff überzogen, der den Regen abperlen ließ, und später mit einem speziellen Schloss ausgestattet, das den Inhalt vor Diebstahl schützte. Luxus war keine Frage des Werkstoffs, sondern der Technologie. Mit der Ablösung der Pferdekutsche durch Autos, Passagierschiffe und Züge wuchs auch die Größe des Gepäcks, man zog mit Schrankkoffern, Hutschachteln und Handtaschen um die Welt. Was zu den modernen Transportmitteln und der Dauer der Reise hinzukam, waren die vielfältigen Dresscodes: Auf Schiffen brauchte man für das »Captains Dinner« Abendkleid und Smoking, sie waren fester Bestandteil der Garderobe.