Der Perfektionist

Herr Stoschek, wer sind Sie?

Das ist schwierig zu beantworten. Das Problem ist: Der Tag hat nur 24 Stunden, und ich habe unglaublich viele Interessen. Ich bin ein Perfektionist, der nie zufrieden ist, weil er ständig zu viele Dinge im Kopf hat. Ich bin immer in Bewegung, immer auf Achse.

Ihr Leben ist also ein ständiger Wettlauf?

Absolut. Ich habe 35 Jahre aktiv unser Familienunternehmen geführt. Danach gab ich dummerweise meine Aufgabe als Geschäftsführender Gesellschafter auf. Das war ein Fehler. Weil unser Unternehmen damals technologisch und ökonomisch spitze war und meine Nachfolger meinten, man könne sich auf den Erfolgen ausruhen. Es ist aber wie im Leistungssport: Es ist schwierig genug, an die Spitze zu kommen, aber noch schwieriger, dort zu bleiben. Meine Nachfolger in der Führung machten es sich zu leicht, gleichzeitig wurden unsere Kunden und unsere Wettbewerber immer fordernder.

Trotz dieser Herausforderungen wirken Sie nicht resigniert.

Nein, Brose ist nach wie vor ein großartiges Unternehmen mit vielen motivierten Mitarbeitern, erstklassigen Erzeugnissen und einem exzellenten Ruf im Markt. Die Geschäftsführung muss allerdings die Leistungsfähigkeit der Organisation deutlich verbessern und mit weniger Mitarbeitern und geringeren Kosten ein besseres Ergebnis erzielen.

Sie haben den Perfektionisten angesprochen. Spiegelt sich das auch in Ihren Hobbys wider?

Definitiv. Ob Motorsport, Pferdesport, Fotografie, Musik oder analoge Tontechnik – alles muss professionell sein. Vielleicht bin ich deshalb kein entspannter Mensch und kein Freund des olympischen Gedankens. Im Sport gilt: Der Zweite ist der erste Verlierer.

Sie entspannen sich nie?

Ganz selten. Ich habe es im Februar eine Woche im Lanserhof am Tegernsee versucht. Sylt war mir zu protzig, das ist nicht meine Welt.

Ihre Liebe zu Autos ist offensichtlich. Was fahren Sie derzeit?

Ich ließ vor einigen Jahren ein BMW M1 Coupé verbessern und habe viel Freude mit diesem unauffälligen Fahrzeug. Seit Kurzem fahre ich einen Porsche 911 S/T. Er steht neben dem historischen S/T, mit dem Gérard Larrousse 1972 bei der Rallye Monte Carlo Zweiter wurde. Mit diesem Auto gewann ich die Rallye EM Historic 2006 und startete 2015 bei der Rally Monte Carlo Historique.

Ihre Beziehung zum Lancia Stratos ist eine ganz besondere. Warum?

Das liegt an seiner Kompromisslosigkeit und seinem einmaligen Design. Dazu war es in den Siebzigern und Anfang der Achtzigerjahre das erfolgreichste Rallyeauto und fasziniert noch heute die Zuschauer im historischen Sport. Viele Details des Lancia Stratos waren außergewöhnlich, wie die Helmfächer in den Türen oder das Getriebe, dessen Übersetzung man mit einer Kalotte an der Seite innerhalb weniger Minuten ändern kann.

War das auch die Motivation und der Antrieb, sich ein eigenes Auto zu bauen?

Das technische Konzept war sicherlich ein Hauptgrund. Meine Leidenschaft für den Lancia Stratos geht übrigens auf einen Artikel von Eckhard Eybl zurück, der in der »Auto Revue« seine »Grüne Mauritius« beschrieb. Dieses Auto in einer Neuauflage Jahrzehnte später selbst zu entwickeln, war eine unglaubliche Reise. Glücklicherweise sind einige der besten Designer der Welt große Stratos-Fans, und ich konnte mich mit ihnen über jede Einzelheit der Karosserie und des Innenraums austauschen. Der Gedanke, von einer Ikone eine aktuelle Version zu entwickeln, war ja nicht neu – es gibt den New Beetle, den neuen Mini, den Ford GT und andere Beispiele. Nur einen aktuellen Stratos gab es nie. Der Österreicher Chris Hrabalek setzte mir den Floh ins Ohr, und irgendwann sagte ich: »Okay, den lasse ich mir bauen.«

Wie ging es weiter?

Wir klapperten verschiedene Designbüros ab und landeten schließlich bei Pininfarina. Dort nahmen wir jedes Teil des Autos in die Hand und fragten uns: »Wie können wir es leichter und besser machen?« 

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→ Lesen Sie das gesamte Interview in ramp #67 »Friends with Benefits«.