Von Peking nach Paris – im Porsche: Teil 1

Herr Gütermann, wie entstand die Idee, mit einem alten Porsche von Peking nach Paris zu fahren?

Eines direkt vorneweg: Ich bin nie auf Rennstrecken oder bei Rallyes gefahren, sondern bin mehr so der Typ »Ausflug über die Passstraße«. Aber: Ich hatte immer diesen Wunsch im Hinterkopf, mal etwas anderes zu machen. Im vergangenen Sommer- und Familienurlaub haben mein Sohn Henri und ich zufällig einen Artikel über die Rally Peking-Paris gelesen. Und wir sagten beide spontan: Mensch, das ist doch ein geniales Abenteuer, das wir gemeinsam bestreiten können. Wirklich mal in Länder und Regionen zu kommen, die man nur von der Landkarte kennt. Raus aus der Normalität! Als wir die Entscheidung schließlich trafen, war die Anmeldung für die Rallye eigentlich schon geschlossen. Aber die Veranstalter machten freundlicherweise eine Ausnahme – und schon ging der Spaß los. Die Idee an sich war vor allem etwas zu erleben, das man sonst nicht erlebt.

Könnte man sagen: Neue Er-Fahrungen sammeln?

Genau, es geht hier ums sprichwörtliche Erfahren von neuen Dingen und das Er-Fahren neuer Wege. Wenn man Bilder von dem Event sieht und mit früheren Teilnehmern spricht, dann wird schnell klar: Das ist etwas Einmaliges, ein Lebenstraum, etwas, das man wahrscheinlich nur einmal im Leben macht. Natürlich habe ich auch Leute kennengelernt, die zwei Mal teilgenommen haben … aber das ist glaube ich nicht die Regel! (lacht)

Und warum ein Porsche?

Für mich war ein Porsche tatsächlich immer ein Jugendtraum und der Inbegriff eines klassischen Sportwagens. Die Marke hat mich als Kind immer als Ziel und als Motivation begleitet: So einen will ich später auch mal fahren, sagte ich mir. Mit Mitte Zwanzig hatte ich dann auch meinen ersten gebrauchten Porsche – und von da an bin ich eigentlich immer einen Elfer aus den unterschiedlichen Modell-Generationen gefahren. Irgendwann wollte ich es aber wieder einfacher haben. Da kam dann das eine zum anderen – eine klassische Rallye und ein klassischer Porsche. Einfach das Auto, für das ich eine wahnsinnig große Leidenschaft pflege.

Und wer ist der Mensch Christian Gütermann, neben seiner Leidenschaft für Elfer und neue Erfahrungen?

Er ist ein glücklich verheirateter Mittfünfziger und Vater von drei Kindern, der in München lebt und den Beruf eines Betriebswirts ausübt. Ich habe dabei viele Jahre in großen, aber auch mittelständischen Unternehmen gearbeitet.

Und abseits des Alltags?

Erfreue ich mich an der Natur. Das klingt für manche wie ein Widerspruch, dass ich leidenschaftlich gern Porsche fahre und demnächst auch noch durch die Wüste – aber genau das ist doch die perfekte Kombination. Ich muss auch nicht auf organisierten Ausfahrten in einer Kolonne mit fünfzig Anderen fahren, sondern ziehe Unternehmungen mit einer kleinen Gruppe von Freunden vor.

Was glauben Sie: Was werden Sie am meisten vermissen auf der Reise?

Ich befürchte, dass ich den Schlaf vermissen werde! (lacht). Durchschnittlich pro Tag mehr als 400 Kilometer bewältigen. Hört sich für europäische Verhältnisse wenig an, aber wenn Sie die Wüste durchqueren oder über Schotterpisten fahren, ist das sehr viel. Hinzu kommt, dass wir jeden Tag Wartungsarbeiten am Auto durchführen müssen. Und noch etwas werde ich vermutlich vermissen: eine Waschmaschine. Einfach deswegen, weil man auch gewichtsbedingt relativ wenig Kleidung mitnimmt.

Und was werden Sie nicht vermissen?

Ersatzteile! (lacht) Ich hoffe mal, dass wir gut mit unserem Vorrat durchkommen werden. Und was ich ganz sicher auch nicht vermissen werde, ist dieses Bombardement mit Informationen, die unseren Alltag so prägt. Ganz im Gegenteil: Ich freue mich sogar wahnsinnig drauf, mich auf den Moment zu fokussieren. Wir sind in einem rein analogen Auto unterwegs, ohne Hightech. Und auch das Smartphone wird schweigen – zumindest, wenn wird durch die Wüste Gobi fahren.

Wie das? Sind Smartphones verboten?

Es gibt einfach keinen Empfang dort! Und darauf freue ich mich total. Einfach mal offline zu sein – und sich ausschließlich auf das Fahren und den Moment zu fokussieren.

Haben Sie ganz konkrete Ziele – außer dem »Digital Detox«?

Ankommen!

→ Wie genau das gelingen soll, welches Modell er fährt und welche Vorbereitungen er für das Abenteuer getroffen hat – das schildert uns Christian Gütermann im zweiten Teil unseres Interviews.