Robert Redford: Vom Sundance Kid zum ewigen Gentleman

Heute wenden wir uns vom Glanz der Leinwände ab, um einem Lebenswerk nachzuspüren, das wie kaum ein anderes die Grenzen zwischen Kunst, Aktivismus, Integrität und Hollywood überschritten hat. Robert Redford ist mit 89 Jahren gestorben. Was bleibt, ist nicht nur ein Oeuvre voller Filme, sondern ein Vermächtnis, das fordert und inspiriert – das uns daran erinnert, dass Kino mehr sein kann als Eskapismus. Geboren 1936 in Santa Monica, war Redford kein selbstverständlicher Star. Er wuchs ohne große Privilegien auf, fand in der Kunst Zuflucht und entwickelte früh den Drang, mehr zu sein als ein schönes Gesicht auf der Leinwand. Schauspielunterricht, Malerei, Theater – er suchte Vielseitigkeit, er suchte Tiefe. Und er zeigte schon damals die Unruhe eines Künstlers, der Rollen ablehnte, wenn sie ihm zu glatt erschienen.

Vom Schauspieler zum Regisseur mit dem feinen Gespür

Als Schauspieler wurde er schnell gefeiert: „Butch Cassidy and the Sundance Kid“, „The Sting“, „All the President’s Men“. Doch er war nie bloß Projektionsfläche. Redford spielte mit Substanz, mit Zweifeln, mit moralischer Ambivalenz. Sein Blick richtete sich kritisch auf das Amerika, in dem er lebte; seine Rollen spiegelten die Schattenseiten von Erfolg, Macht und Ruhm.

Auch als Regisseur war er prägend. Filme wie „Ordinary People“ zeigten sein feines Gespür für Zwischentöne und menschliche Bruchstellen. Nichts wurde beschönigt, alles genau beobachtet. Dafür erhielt er 1980 den Oscar für Regie und für den besten Film – eine Bestätigung seiner Haltung, dass Kino immer auch Wahrheit suchen muss.

Sundance und die Verantwortung

Doch Redford war mehr als Kino. Mit dem Sundance Institute und dem Sundance Film Festival schuf er Räume, in denen unabhängige Stimmen laut werden konnten – jenseits der großen Studios, abseits des Mainstreams. Es war ein Statement, ein Vermächtnis, das bis heute wirkt. Dazu kam seine Leidenschaft für Umwelt, soziale Gerechtigkeit und kulturelle Verantwortung. Redford war nicht „nur“ Schauspieler, sondern jemand, der Fragen stellte: Welche Verantwortung trägt die Kunst? Welche Welt hinterlassen wir?

Ein würdevoller Rückzug

Sein Rückzug von der Leinwand war bewusst und würdevoll. „The Old Man & the Gun“ 2018 war sein letztes großes Projekt – getragen von Zurückhaltung und dem Gefühl, dass jede Rolle auch Bedeutung haben muss. Ein leiser Abschied von einer lauten Bühne. Robert Redfords Tod markiert ein Ende, aber kein Vergessen. Sein Werk inspiriert Generationen, sein Geist verstand Unabhängigkeit nicht als Luxus, sondern als Notwendigkeit. Er hat gezeigt, dass persönlicher Einsatz – politisch, sozial, ökologisch – nicht von der Leinwand zu trennen ist. Redford hat nicht nur Charaktere gespielt; er hat selbst einen Charakter geformt, kraftvoll, widersprüchlich, aber immer echt.

Wir verabschieden uns. Und wir bleiben dankbar. Für das Licht, das er ins Kino brachte – und für die Schatten, die er uns zeigte, damit wir sehen können.