Wann ist Ihnen die Marke zum ersten Mal begegnet?
Meine Eltern bekamen mal Besuch von einem Freund, und der hatte einen 350 GT, noch mit den drei Sitzen. Da war ich noch ein Teenager. Ich schaute mir das Auto an, und es gefiel mir. Es ist ja auch ein schönes Auto. Aber es war nicht so, dass ich vor lauter Begeisterung vom Stuhl gefallen wäre. Etwas später dann – ich ging zur Lehre nach Basel – da sah ich einen Miura P 400 in Grün. Und das war dann dieses eine Erlebnis, dieser Wow-Effekt. Ab da war es um mich geschehen. Rückblickend erkenne ich auch den Unterschied: Der 350 war ein GT, ein tolles Auto, aber ich war zu jung, um das zu verstehen. Heute sammle ich solche Autos, aber damals hat er mich nicht begeistert, trotz der tollen Technik. Aber der Miura, das war diese Begegnung, die ich ein Leben lang nicht vergessen werde. Noch ein bisschen später dann: Genfer Automobilsalon, 1971, Countach LP 500. Da war ich vollkommen hin und weg! Ich konnte kaum noch schlafen. So etwas Verrücktes! Ein Auto wie von einem anderen Stern. Kurz darauf kamen dann die ersten Serienfahrzeuge, der LP 400 und der LP 400 S. Und tatsächlich hatte ich damals auch die Mittel, mir so ein Fahrzeug kaufen zu können. Das Problem war, dass Lamborghini zu dieser Zeit unter Konkursverwaltung durch den Staat war. Da wurde einiges gemogelt, alle wollten Verträge verkaufen, auch ich hatte einen Vertrag, bezahlte auch etwas, bekam erst das Auto nicht, dann doch, einen LP 400 S. Das war mein erster Lamborghini.
War es ein gutes Auto?
(lacht) Wie soll ich das beantworten? Sagen wir mal so: Es war ein verrücktes Auto. Tatsächlich lief es sehr gut. Es war auch nicht so, wie es viele erzählen, dass der Wagen ständig liegen blieb. Wir fuhren damit in ganz Europa herum.
Während Albert Spiess über seinen ersten Lamborghini Countach S spricht, zieht er aus den Unterlagen den Originalkaufvertrag heraus. Datiert ist er auf den 20. September 1979, ausgestellt von Claus Automobile, in 8716 Schmerikon, Schweiz. Chassis-Nummer: 1121092, Farbe: Blau Metallic, Kilometerstand: 918. Aus dem Vertrag geht auch hervor, dass Albert Spiess 45.000 Schweizer Franken Anzahlung leistete und weitere 95.000 bei Lieferung.
Spiess: Natürlich mit Heckspoiler, wie es in der damaligen Zeit sein musste. Das hat gedröhnt und geknallt. Es war eine wahre Freude. Ich denke heute noch oft daran zurück.