Ein schwarz-gläserner Bürowürfel unweit des Genfer Sees. Ein schweres Gittertor fährt langsam auf, ein Wachmann kontrolliert penibel jeden, der einfährt. Genau hier, etwas unscheinbar direkt an der Autobahn, sitzt die Schweizer Uhrenmanufaktur Hublot. Jean-Claude Biver erwartet uns in einem Konferenzraum. Im Gespräch ist der 69-Jährige bisweilen laut, energisch, er lacht, er gestikuliert und er haut auch mal mit der Faust auf den Tisch. Doch er hört auch zu, nimmt sich Pausen, um seine Worte zu wählen. Das habe viel mit Respekt zu tun, sagt er, mit Respekt für die Leistung anderer Menschen. Für Biver ein zentrales Thema: »Mein größter Erfolg heißt Ricardo Guadalupe«, sagt er. Der ist aktuell CEO von Hublot. »Vor 25 Jahren hat er bei mir angefangen, wir haben jahrelang zusammen gearbeitet, ich habe ihn gefordert und gefördert, und als er im Jahr 2011 mein Nachfolger als CEO wurde, hat niemand gemerkt, dass ich nicht mehr die Geschicke leite, sondern er. Und das ist großartig! Das ist echter Erfolg, denn Erfolg ist für mich das, was man hinterlässt bei den Menschen. Wenn jemand nichts hinterlässt außer vielleicht Geld, dann hat er für niemanden gelebt. Man misst seinen Erfolg an der Menge, die man hinterlässt, die Menge an Wissen, das man weitergibt. Das ist der echte Zweck des Lebens.« Wir setzen uns.
Herr Biver, Sie nennen immer wieder Neugierde als eine Ihrer wichtigsten Eigenschaften. Wann waren Sie zum letzten Mal richtiggehend überrascht?
Ich bin jeden Tag von mir selbst überrascht, davon, dass ich lebe, dass ich riechen und schmecken kann. Aber wir reden wohl nicht von solchen Überraschungen. Also, wann war ich zum letzten Mal professionell überrascht? Hmmm ... Als ich den Porsche 911 GT3 Touring gesehen habe. Das hat mich überrascht, da dachte ich mir: Aha, das ist die Konzentration dessen, was der Porsche 911 heute bedeutet. Wer die Kern-essenz eines 911 haben will, der muss sich dieses Auto kaufen.