»In Filmen ist Stil der Inhalt«, so erklärte es Norman Jewison, der Regisseur von Thomas Crown ist nicht zu fassen. Die brillant inszenierte, intelligent-ironische Krimikomödie zeigt, wie man mit einer ruhigen Erzählweise und fast ohne Suspense eine Hochspannungs-Geschichte entwickeln kann – wenn man Steve McQueen auf seiner Seite hat. Crown bleibt den gesamten Film über für den Zuschauer undurchschaubar. McQueen spielt ihn mit unglaublicher Gelassenheit, verströmt in jedem Moment absolute Coolness. Erst in der letzten Szene wird offensichtlich, was ihn antreibt und worum es ihm geht, wenn er sich so absolut unnötig in Gefahr bringt. Dieser Kick, der Adrenalinstoß, der Risiken und das Überschreiten von Grenzen belohnt. Der Reiz am Verbotenen. Für ihn ein Lebensprinzip. Die Kombination aus Können und Getriebenheit.
Seine Vita war wie fürs Kino erfunden: 1930 in Indiana in eine kaputte Familie hineingeboren, der Vater ein Spieler und Stuntman, der die Familie sitzen ließ, als der Kleine sechs Monate alt war, die Mutter Nachtclubtänzerin und Trinkerin, mit wechselnden Männerbekanntschaften und wenig Interesse an Kindererziehung. Teile seiner Jugend verbrachte er bei einem Großonkel und nach einem Bad-Boy-Ausflug ins Halbstarken- und Bandenmilieu in einem Erziehungsheim für schwer Erziehbare. Der Hilfsorganisation California Junior Boys Republic blieb er ein Leben lang dankbar verbunden und unterstützte sie finanziell. Hier lag wohl auch der Grundstein für die Melancholie, die McQueen sein Leben lang begleitete: »Wenn ein kleines Kind keine Liebe bekommt, dann fragt es sich, ob es gut genug ist. Und da meine Mutter mich nicht liebte und ich keinen Vater hatte, musste das ja wohl heißen, dass ich nichts tauge.«
Irgendwie fand er mit 17 Jahren den Weg zum Militär. Als Mechaniker und Panzerfahrer diente er bei den Marines. Weil er unerlaubt mit einer Freundin ausgerissen war, musste er dreißig Tage in den Bunker. Die ersten 21 Tage bei Wasser und Brot. Hinterher gab er sich disziplinierter.
Als es darauf ankam, war er ein Held: Bei einer Übung in der Arktis lief sein Landungsschiff auf eine Sandbank, mehrere Panzer rutschten mit ihren Besatzungen über Bord auf das Eis und brachen ein. McQueen rettete fünf Kameraden vor dem Ertrinken. Zur Belohnung wurde er als Ehrengardist auf die Yacht von Präsident Harry S. Truman versetzt. McQueen mochte seine Zeit bei den Marines. Das sei seine Therapie gewesen, hat er einmal gesagt.