Katharina Sachs
im Interview:
Jetzt aber
raus hier!

Frau Sachs, Sie waren Lead Exterieur Designer bei der Entwicklung des ursprünglichen Volvo EX30. Jetzt steht dessen Cross Country Version vor uns. Wie kam es zum Entschluss, das kleine Erfolgsmodell nochmals zu überarbeiten?

Erstens ist es immer schön, den Charakter des Fahrzeugs noch mal ein wenig mehr heraus zu kitzeln. Zweitens haben mittlerweile viel mehr Leute den Wunsch, Wochenendtouren zu unternehmen. Dafür ist der Kleine einfach perfekt. Wir wollten den Kunden mit dem Cross Country mehr Funktionalität geben, ohne dass sie ein großes Auto dafür benötigen.

Wie schön darf dann ein funktionelles Auto wie der Volvo EX30 Cross Country sein – und wie praktisch muss es sein?

Bei uns darf Design nie einfach nur schön sein. Bei uns muss jedes Design-Element, das wir anbringen, immer auch einen Zweck erfüllen. Entsprechend unserer schwedischen Philosophie, die sich an »Form follows Function« orientiert. Ich persönlich finde das unglaublich wichtig als Designerin. Deshalb gibt es bei uns auch keine sinnlosen Volumina, die ich nicht erklären könnte. Am EX30 Cross Country kann ich Ihnen dagegen an jeder Stelle zeigen, warum dieses oder jenes Element dort sitzt. Darüber hinaus muss man Designelementen nicht nur funktionalen Wert geben, sondern auch eine emotionale Aufladung.

Und die wäre beim EX30 welche?

Uns war ganz wichtig, dieses kleine Auto kraftvoll, stark und solide aussehen zu lassen.

Wie erreicht man das?

Zum Beispiel mit den betonten Radhäusern. Sie halfen uns, die Motorhaube tiefer erscheinen zu lassen. Das Auto wirkt so muskulöser und deshalb auch kraftvoller. Auch die C-Säule ist mit diesem Hintergedanken gezeichnet worden. Sie ist sehr stark, dadurch wirkt der EX30 sehr sicher. Darüber hinaus ist sie aber auch ein ansprechendes, grafisches Element, die das Dach optisch einrasten lässt. Wirklich alle Elemente gehen auf diesen Gedanken der Stärke zurück.

In welchem Bereich des Fahrzeugs ist diese Dualität von Zweck und Emotion idealtypisch erkennbar?

Ganz klar beim Übergang aus der Frontpartie in die Scheinwerfer und den Kotflügel. Das ist für mich so ein Bereich, in dem sich alles perfekt ineinanderfügt und eine zusammenhängende Einheit entsteht. Das gefällt mir – vor allem bei einem kleinen Auto. Ein Design muss in wenigen Linien erklärbar sein und gleichzeitig auch Wiedererkennungswert bieten. Beim EX30 Cross Country ist es dieses Schild an der Front, welches die Sensoren integriert, die Luftleitelemente und die Lichter mit der Grafik im Stil von »Thors Hammer«.

Der EX30 Cross Country ist auch das erste vollelektrische Cross Country-Modell. Wie bewerten Sie diesen Paradigmenwechsel?

Ich finde, das passt einfach perfekt zueinander. Es gibt in der Outdoor-Community diese Regel: »Leave nothing but Footprints«. Sprich: Wenn man in die Natur geht, lässt man nichts zurück. Dabei dann auch noch ein kleines elektrisches Auto zu fahren, das lokal emissionsfrei ist, das passt doch perfekt.

Cross Country als Lebensgefühl …?

Absolut! Es geht wirklich nicht nur um das Auto, es geht um den ganzen Lifestyle, den man damit verbindet.

Ist das etwas spezifisch Skandinavisches?

Nein, natürlich nicht! Hier in Skandinavien leben wir das vielleicht ganz besonders stark aus, aber dieses Lebensgefühl Cross Country gibt es überall. Hier machen wir einen Ausflug an den nächsten See. In Amerika wiederum fährst Du in die Wüste oder den nächsten Nationalpark.

Natur und Technik gelten aber gerne mal als Gegensätze ...

… und ich finde, sie passen wundervoll zusammen. Schauen Sie sich mal das Interieur beim EX30 Cross Country an: Wir haben hier Flachs verarbeitet. Das gibt dem Auto einen deutlichen Mehrwert, vor allem, wenn man umweltbewusst denkt. Außerdem inspiriert die Natur. Sie gibt immer Wärme, finde ich. Das überträgt sich auch auf den Kunden. Ohnehin sollte es immer zuerst um den Menschen gehen. Darüber hinaus sollte man sich dann auch überlegen: Wie kann ich mein Produkt entwickeln, sodass es eine möglichst kleine Umweltbilanz hinterlässt.

Mal provokativ gefragt: Sollten wir die Natur da nicht besser einfach sich selbst überlassen …?

Ich lebe seit acht Jahren in Schweden. Als ich hierhergekommen bin, hat das meinen Lebensstil komplett verändert. Die Leute gehen hier auch raus, wenn es kalt ist oder mal regnet. Und ich steige auf einen Berg, wenn es schneit – im Sommer. So lernt man die Natur nicht nur ganz anders kennen, sondern man kann auch einfach mal durchatmen. Und schauen: Was ist denn jetzt eigentlich wichtig? Was brauche ich denn? Was möchte ich? Und hier schließt sich der Kreis zu meiner Arbeit: Welchen Mehrwert möchte ich eigentlich meinen Kunden geben mit einem Produkt? Denn genau diesen Mehrwert braucht ein Produkt, sonst hat es keine Relevanz.

Welchen Mehrwert hat also der EX30 Cross Country?

Mit ihm können unsere Kunden die Natur erleben und haben die Möglichkeit, sie zu erkunden, ohne sie zu unterwerfen. Was dann auch ideal zu unserer Marke passt, diese Konzentration auf das Wesentliche, sich selbst zurückzunehmen – und dann vielleicht auch ein bisschen mehr Besinnung zu finden. Das wäre schön!