In London ging er in einen Nachtclub, wo Prominenz verkehrte, »um es mal zu sehen«, wie er erzählte. Kier trank ein Glas für sich allein. Ein Kellner kam und sagte: »Herr Visconti möchte Sie gerne zu einem Champagner mit Herrn Nurejew einladen.« Mit den Namen konnte Kier wenig anfangen, in jedem Fall sagte er, der Herr solle doch bitte selbst kommen. Das Ergebnis ist ein Foto mit Kier, Visconti, Nurejew und Helmut Berger, der trieb sich an dem Abend auch da herum. Später zog Udo Kier nach Rom, traf während eines Fluges nach München Paul Morrissey, der Filme für Andy Warhol machte. Ein paar Wochen später kam das Angebot für die Hauptrolle in Warhols »Frankenstein«, 1973 war das. Der Durchbruch kam dann 1991 mit Gus Van Sants »My Own Private Idaho« an der Seite von River Phoenix und Keanu Reeves. Natürlich sprach Kier auch da nicht vor, Gus Van Sant flog zu ihm nach Berlin. Wie gesagt, schon eine dieser Geschichten würde für eine Person reichen. Aber bei Kier ist alles immer ein bisschen größer als das Leben.
Vor etwa dreißig Jahren zog Kier dann endgültig in die USA. Nicht unbedingt, um dort sofort berühmt zu werden, sondern »um mal zu sehen, wie das funktioniert«, wie er meinte. Los Angeles lag ihm nicht, das Filmgeschäft (…)