Goodbye Gorden

Herr Wagener, was motiviert Sie in Ihrer Arbeit?

Meine Motivation schöpfe ich aus meiner Leidenschaft für Design. Es bereitet mir Freude, an Wettbewerben teilzunehmen, die beste Lösung zu finden und durch herausragendes Design dazu beizutragen, dass unsere Automarke vorankommt. Nicht zuletzt sind es auch die zwischenmenschlichen Beziehungen und meine Familie, die mich antreiben.

Können Sie sich an Ihre erste Begegnung mit der Marke Mercedes-­Benz erinnern?

Ja, definitiv. Mein Vater fuhr immer einen Daimler, und dieser hatte eine gewisse majestätische Ausstrahlung, die mir stark im Gedächtnis geblieben ist.

Hat Mercedes-Benz für Sie immer eine besondere Bedeutung im Vergleich zu anderen Automarken gehabt?

Als Kind war mir bewusst, dass Mercedes eine herausragende Marke ist, die einen ganz besonderen Ruf genießt. Der Stern hatte für mich eine besondere Aura, durch die sich die Marke von anderen abhob. Insofern war Mercedes für mich immer schon etwas Besonderes.

Wie kamen Sie zu dem Unternehmen?

Als ich aus Spaß begann, Mercedes-Benz Fahrzeuge zu zeichnen, bemerkte ich bald, dass mein Stil besonders gut zu dem Unternehmen passt. Als ich tatsächlich hier landete, stellte sich diese Verbindung als perfekt heraus. Mercedes ist immer ein bisschen flamboyant und outstanding und repräsentiert eine erstklassige Luxusmarke, was genau meinem Designansatz entspricht. Bei Mercedes-Benz gibt es so viele Ikonen und Fahrzeuge mit Potenzial dafür, eine zu werden, das ist für einen Designer eine ganz besonders ehrenvolle Aufgabe. Wenn wir von der S-Klasse, dem SL oder dem ­G-Modell sprechen, sind das ja nicht irgendwelche Autos …

Was prägt das Design von Mercedes-Benz heute?

Als ich 2008 die Position des Chefdesigners übernahm, erkannte ich, dass Mercedes-Benz eher mit der älteren Generation in Verbindung gebracht wird. Wir wollten dieses Bild ändern und die Marke für eine neue Generation attraktiv machen. Mit der Einführung unserer neuen Design-Philosophie der Sinnlichen Klarheit haben wir Mercedes-Benz verjüngt und der Marke ein sexy und cooles Image verliehen, das auch jüngere Kunden anspricht. Seit 2009 haben wir diesen Ansatz kontinuierlich weiterentwickelt und bringen mit ihm einen wesentlichen Aspekt unserer Marken – die Bipolarität aus Intelligenz und Emotion – auf den Punkt.

Gibt es beim Design bestimmte Leitprinzipien oder Richtlinien, denen Sie folgen?

Wir haben tatsächlich einige Leitlinien definiert. Eines unserer Grundprinzipien ist die Reduktion – was ja immer schwieriger ist, als eine Sache komplex zu gestalten. Zudem haben wir Richtlinien wie »Freiform und Geometrie«. Diese zielt darauf ab, dass die Geometrie die Grundstruktur bildet, aber durch kreative Freiformen ergänzt wird. Richtlinien wie diese dienen als Orientierung, sind aber nicht strikt bindend. Die für mich entscheidende Frage, die ich auch bei Besprechungen oft stelle, lautet: »Was macht diesen Entwurf ikonisch?«

Und was macht einen Entwurf ikonisch?

Er zeichnet sich durch Originalität, eine starke Idee und Konsequenz aus. Er muss neuartig sein und einer stringenten Idee folgen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Coca-Cola-Flasche, die mit ihrer charakteristischen Form sowohl funktional als auch ästhetisch ansprechend ist. Ein ikonisches Design ist oft simpel, aber dennoch kraftvoll und zeitlos. Im Grunde genommen ist es eine Kombination aus einer starken Idee, ihrer konsequenten Umsetzung und einer gewissen emotionalen Anziehungskraft.

Welche Fahrzeuge von Mercedes-Benz halten Sie hier für besonders prägend?

Die Marke verfügt über ein reiches Erbe an ikonischen Fahrzeugen. Ein Beispiel dafür ist die Entwicklung des Kühlergrills, der im Laufe der Zeit viele Veränderungen durchgemacht hat, aber immer ein markantes Merkmal unserer Fahrzeuge war. Die historischen Modelle wie der Autobahnkurier aus den Dreißigerjahren oder der Gullwing sind ebenfalls prägende Ikonen. Auch einige Modelle aus den Sechziger- und Siebzigerjahren haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Wie beeinflussen diese Ikonen Ihre Arbeit?

Bei meiner Arbeit gehe ich immer vom Heute aus. Wir produzieren ja keine Autos für die Käufer vergangener Jahrzehnte. Aber natürlich sind diese Ikonen ein großer Schatz an Inspiration für uns, auch über das Produkt hinaus auf der Metaebene. Personen wie die Rennfahrer Stirling Moss und Juan Manuel Fangio oder Filmstars, die einen Mercedes-Benz gefahren sind, prägen bis heute. Genauso wie ( … )

→ Die ganze Geschichte lesen Sie in ramp #64 – oder in Mercedes-Benz Milestones.