Die Sache war bloß zu naiv angelegt – man hatte zwar die Bedeutung von Aerodynamik kapiert, sich die Umsetzung im Design aber viel zu einfach, „zu idealistisch“ vorgestellt. Bis zur endgültigen Form des GT wurden noch dutzenderlei Luftstromführungen mit den entsprechenden Hutzen und Mäulern und Leitblechen probiert, sodass sich am Ende ein vergleichsweise klotziges Gerät ergab, das sich allerdings trefflich und dramatisch bemalen ließ, am besten natürlich mit den blau-orangen Streifen des Sponsors Gulf Oil.
Das Problem bei Rennwagen generell und in Le Mans speziell ist ja immer das gleiche, bei Tempo 300 kriegen die Autos schlechte Manieren, und bei 330 spielt die Physik verrückt. Es ist kein Thema für die Formel 1, die bleiben bei 300 satt am Boden, und 330 brauchen sie nicht, kontrolliertes Kurvenverhalten ist viel wichtiger.
Für die großen Sportwagen und Prototypen war aber auch die Spitze entscheidend, besonders im Le Mans der frühen Tage, als es auf der 6-km-Geraden noch keine Schikanen gab. Bei Ausreizung der Möglichkeiten wurde das Auto irgendwann zum Flugzeug, und dazwischen gab’s einen ganzen Zirkus der physikalischen Absurditäten. Ein völlig neues, auf Sieg konzipiertes Auto war daher auf Fahrer angewiesen, die erstmal ihre Knochen hinhielten, bevor man sich mit den Luftströmen halbwegs auskannte (wenige Jahre später war es beim Porsche 917 auch nicht viel anders). Das Ganze spielte sich noch ohne die Ansaug-Effekte der höheren Unterboden-Mathematik ab, die kam erst 15 Jahre später in den Rennsport.
Was die Motoren betraf, herrschte auch angesichts der Wunderwerke von Ferraris 3,3-l-4ohc-Einspritzmotoren die größte denkbare Gelassenheit bei Ford. Man hatte Jahrzehnte der Dampfhammer-Entwicklung hinter sich, Small Blocks und Big Blocks, jedenfalls Stoßstangenmotoren, die ganz, ganz tief Atem holen konnten und gewohnt waren, das elaborierte Kleinzeug der europäischen Uhrmacher wegzupusten. Wer sollte 8.500/min brauchen, wenn 6.500 ausreichend Krawall machten, in relativer Gelassenheit?
Ford gustierte beim Hubraum vorerst zwischen 4,2 und 4,7 Liter, um dann - völlig logisch und zur Freude der Hard-Core-Folks - zum Siebenliter zu greifen. PS-Zahlen aus Amerika waren Glücksache, es gilt Größenordnung 500 PS.
Das soll nicht heißen, dass der GT ein altmodisches Auto war. Man hatte eine überraschende Liebe für Details, etwa eine ungewohnt zärtliche Einstellung zu Psyche und Physis der Fahrer. Man gab ihnen ordentliche (sogar aufwendig belüftete) Sitze, offerierte eine erstaunliche Cockpit-Ergonomie (auffallend die Riesenlenkäder, sie reduzierten den Kraftaufwand). Da man oft bei Regen fahren würde, auch bei Tempo 320, kaufte man sagenhaft teure Boeing-Scheibenwischer, angeblich um den Preis eines Rennmotors, der damals allerdings nicht heutige 400.000, sondern tausend Dollar kostete. Ja, eintausend Dollar für eine 4,7-l-Maschine, sagen die alten Aufzeichnungen.