Inzwischen ist er geschieden von Ana, hat eine Frau aus seiner Tiroler Heimat kennengelernt: Helene, Goldschmiedin, knapp 20 Jahre jünger. Sie bekommen ein Mädchen. Der Berger hat jetzt vier Töchter und immer noch keinen Sohn, der in seine Fußstapfen treten könnte, ist ja wie verhext! Aber er wird nicht aufgeben, sagt er sich, er ist ja so ein Naturbursche aus dem Inntal, die stehen voll im Saft, bis sie nimmer gehen können. 2016 ist es vollbracht: Johan kommt zur Welt, ein möglicher zukünftiger F1-Champion! Gerhard ist mittlerweile 57. Im Jahr darauf zwei weitere Großereignisse: Er wird DTM-Chef und übersiedelt mit der Familie vom Fürstentum nach Tirol – in ein rustikal-luxuriöses Haus hoch oben in Söll, neben der Skipiste, 20 Autominuten bis Wörgl.
Er ist jetzt wieder da, wo er in Wahrheit hingehört, in den Bergen. 2022 verkauft er die DTM an den ADAC. Mit Motorsport ist endgültig Schluss. Obwohl …
Der Geschäftsmann Berger trägt Jeans und Turnschuhe. Er sitzt an seinem Schreibtisch und ist erkältet. Zum Espresso deshalb eine Tasse Tee. Hingegen fragwürdig als Medizin: dieser Haufen »Firn«-Zuckerl, der sich vor ihm auftürmt, außen Pfefferminz, innen Schokolade. Er steckt sich die Dinger im Minutentakt in den Mund, steht viertelstündlich auf, geht zum gegenüberliegenden Couchtisch und holt sich aus einer großen Glasschüssel einen neuen Haufen. Man erlaubt sich die Frage: »Isst Du eigentlich so eine ganze Schüssel am Tag? Da sind ja mindestens zweihundert drin.« Er habe seiner Sekretärin gesagt, sie dürfe die Schüssel nicht mehr auffüllen, so könne es nicht weitergehen. Der Gerhard lacht und ist locker wie eh und je, ein irrsinnig sympathischer Kerl auf gut Deutsch, und obwohl er im siebten Lebensjahrzehnt angelangt ist, blitzt aus seinen grünen Augen immer noch der Lausbub von anno dazumal. Und Duzen ist für einen Tiroler sowieso selbstverständlich.
»Die DTM war definitiv Dein letzter Job im Motorsport?« – »Nein, die letzte Tätigkeit diesbezüglich ist die Unterstützung für meinen Sohn. Johan ist sieben, trainiert seit seinem fünften Lebensjahr im Kart. Sobald er acht ist, fährt er in Italien die WSK Super Master Series, im Grunde eine Weltmeisterschaft, die Knirpse kommen von überall her. Mir selbst hat die Erfahrung im Kart gefehlt. Michael Schumacher ist auf der Kartbahn aufgewachsen. Ich hab nicht einmal gewusst, dass es eine Kartbahn gibt.«