Formel 1, Fashion
und Freiheit:
George Russell im Interview

George, die Formel 1 erlebt gerade einen riesigen Hype – neue Fans, neue Strecken, neue Märkte. Wie sehen Sie diesen Popularitätsschub und seinen Einfluss auf den Sport?

Es ist großartig, das mitzuerleben. Es ist ein sehr besonderes Gefühl, diesen Sport, den ich liebe, mit einem neuen Publikum zu teilen. Wir haben immer noch die eingefleischten Motorsportfans, die von Anfang an dabei sind – aber jetzt erleben wir eine neue, vielfältigere Generation von Fans. Das ist wirklich fantastisch aus meiner Sicht.

Motorsport und Unterhaltung sind und waren schon immer untrennbar miteinander verbunden. Was macht die Partnerschaft zwischen Mercedes-AMG F1 und Tommy Hilfiger in diesem Kontext so besonders?

Ich denke, Tommy Hilfiger und Mercedes-Benz sind zwei Marken, die viele Gemeinsamkeiten teilen. Beide sind ikonisch, haben klare Wertvorstellungen, beide sind ehrgeizig und dennoch zugänglich. Darüber hinaus finde ich es beeindruckend, was Tommy mit seiner Marke über die Jahre erreicht hat – sie wurde einfach immer stärker. Und jetzt, da die Formel 1 weltweit so präsent ist, rückt auch unsere Kleidung in den Fokus.

An was machen Sie das fest?

Die Leute interessieren sich plötzlich dafür, was wir tragen, wenn wir an der Strecke ankommen. Auch das zieht neues Publikum an. Mir persönlich hat die Partnerschaft von Mercedes-AMG F1 und Tommy Hilfiger die Augen geöffnet: Mode und Kultur können viel für das eigene Selbstbewusstsein bewirken.

Inwiefern?

Wenn du dich gut kleidest, fühlst du dich besser. Man hat ein ganz anderes Auftreten. Und in einer solch performanceorientierten Branche wie unserer musst du dich immer ganz selbstbewusst zeigen.

Wie gelingt Ihnen so ein selbstbewusster Auftritt? Und wie würden Sie Ihren persönlichen Stil beschreiben, was sind dabei die wichtigsten Bausteine?

Als eher zeitlos. Fast Fashion und schnelllebige Trends sind nicht mein Ding, aber manchmal verlasse ich auch meine stilistische Komfortzone und trage Dinge, die ich normalerweise nicht kaufen würde. Das macht tatsächlich Spaß und hat mir auch ganz neue Seiten an mir selbst aufgezeigt. Aber im Großen und Ganzen mag ich den klassischen und eher lockeren Look.

Also das, was man als den klassischen, britischen Look bezeichnet?

Ja, ich denke, der »Classic British Look« trifft es ziemlich gut.

Eine Parallele mit der Formel 1. Sie wirken dort gerade in einer sehr guten Verfassung. Wie wichtig ist mentale Stärke für den Erfolg in der Königsklasse?

Mentale Stärke und Belastbarkeit sind aktuell der vielleicht größte Faktor. Jeder Fahrer in der Formel 1 ist in der Lage, gute Ergebnisse und Rundenzeiten einzufahren. Aber wenn es auf diese eine, perfekte Runde in Q3 oder die Rennstarts ankommt, dann geht es um deine mentale Stärke. Und darum, mit dem Druck umzugehen und an sich selbst zu glauben. In den vergangenen drei Jahren lernte ich in diesem Bereich so viel von Lewis Hamilton. Er hat mich wirklich sehr herausgefordert und dadurch zu einem besseren Fahrer gemacht. Sich mit dem größten Fahrer aller Zeiten zu messen, mit jemandem, der die meisten Siege und Pole-Positions eingefahren hat, das brachte mich auf ein neues Level.

Ein Paradebeispiel für mentale Stärke war da auch Ihr phänomenaler Doppelsieg in Las Vegas – quasi im Wohnzimmer von Tommy Hilfiger. Ihre Gefühlslage nach dem US-Triumph?

Las Vegas stand weit oben auf meiner Wunschliste der Rennen, die ich gewinnen will. Ganz oben steht natürlich Silverstone, mein Heimrennen. Dann Monte Carlo und eben Vegas. Ich meine: Es ist einfach Las Vegas, mehr gibt es eigentlich auch nicht zu sagen. Jeder war da: alle Sponsoren, alle Stars. Dieses Event so zu dominieren und einen Doppelsieg mit Lewis auf Platz zwei zu holen, war etwas ganz Besonderes. Das gab uns einen riesigen Schub für die letzten beiden Rennen in Katar und Abu Dhabi.

Mit diesen beiden Stopps im mittleren Osten endete eine wirklich aufregende Saison – wie blicken Sie insgesamt auf das Jahr 2024 zurück?

Es war eine sehr wechselhafte Saison für uns, das ist kein Geheimnis. Natürlich kann ich nicht restlos zufrieden sein, wenn ich nicht um die Fahrerweltmeisterschaft kämpfe. Aber: Als Pilot muss man rational bleiben. Meine Aufgabe ist es, das Auto so schnell wie möglich zu fahren und das Beste herauszuholen – egal ob das ein Sieg oder ein fünfter Platz ist. Mit meinem eigenen Abschneiden bin ich genau deshalb zufrieden: Jedes Mal, wenn sich die Chance für eine Pole-Position oder einen Sieg bot, nutzten wir sie. Natürlich träume ich von der Weltmeisterschaft, aber dieses Jahr hatten wir es leider nicht selbst in der Hand. Jetzt arbeiten wir hart daran, dass 2025 unser Jahr wird.

Dafür haben Sie nach dem letzten Rennen gut zweieinhalb Monate Zeit. Neben der Vorbereitung für das kommende Jahr: Was sind Ihre Pläne für die Winterpause?

Vor allem Zeit mit meiner Familie verbringen, meine Nichte und Neffen sehen. Und sicher: Wir führen ein tolles Leben als Rennfahrer, aber ich sehe meine Familie sehr selten. Das ist der größte Nachteil. Aus diesem Grund werde ich diesen Winter genießen, aktiv und in Form bleiben. Irgendwann gönne ich mir dann auch Urlaub, aber ich plane nichts im Voraus.

Ein Kontrastprogramm also zum restlichen Jahr, das sehr durchgeplant ist?

Genau. Ich liebe es, spontan zu sein! Auch für mich als Formel-1-Pilot ist Freiheit der größte Luxus, den es gibt – und in diesen paar Wochen genieße ich genau dieses Gefühl in vollen Zügen.