Felix Baumgartner: Der Mann im Himmel

»Seit ich ein kleines Kind war, hat man mir gesagt: Fall nicht irgendwo runter, geh nicht zu nah an den Rand. Und das habe ich auch nicht getan. Aber später habe ich festgestellt, dass es sich für mich ganz natürlich anfühlt, an diesen Grenzen unterwegs zu sein. Also wollte ich wissen, was hinter diesen Grenzen liegt. Was wartet dort auf mich?«, sagte Felix Baumgartner einmal. Der gebürtige Salzburger war ein geborener Grenzgänger, nicht für das Gewöhnliche gemacht. Stellte er selbst relativ schnell fest.

»Manchmal muss ich mich fragen: ›Ist das Risiko wirklich den Preis wert?‹ Denn ich weiß, es hat immer seinen Preis. Aber ich war schon immer so. Ich wollte immer ganz oben sein, und mein ganzes Leben ist darauf ausgerichtet, dorthin zu kommen. Aber je höher du steigst, desto tiefer kannst du fallen. Genau davor haben die meisten Menschen Angst. Ich nicht.«

Anders ist es wahrscheinlich dann auch nicht zu erklären, dass er 2012 den denkwürdigsten aller Fallschirmsprünge in der Menschheitsgeschichte absolvierte. Im Rahmen des Projekts »Red Bull Stratos« sprang er damals aus fast 40 Kilometern aus einer an einem Heliumballon befestigten Stratosphärenkapsel ab. Und brach zahlreiche Rekorde. Unter anderem durchbrach er die Schallmauer. Und Grenzen, von denen man zuvor nicht einmal geträumt hatte.

Geboren am 20. April 1969, wuchs Baumgartner in Salzburg auf, wo er davon träumte, Fallschirmspringer und Hubschrauberpilot zu werden – inspiriert von Fernsehauftritten von Astronauten. Mit 16 Jahren absolvierte er seinen ersten Fallschirmsprung. Nachdem er seine Fallschirmfähigkeiten als Mitglied eines Vorführteams der österreichischen Streitkräfte geschärft hatte, verdiente er seinen Lebensunterhalt zunächst mit der Reparatur von Motorrädern, bevor er Fallschirmspringer im Hauptberuf wurde.

Und dann: Der Freiflug über den Ärmelkanal – ohne Antrieb und ohne Flugzeug. Für dieses Projekt wurde ein spezieller Kohlefaserflügel entwickelt, dessen Realisierung drei Jahre dauerte. Am 31. Juli 2003 sprang Baumgartner aus einem Flugzeug in mehr als 10.000 Metern Höhe über Dover (England). Auf seinem Rücken: der Kohlefaserflügel, ein Sauerstofftank und sein Fallschirm. Der Österreicher erreichte dabei eine Geschwindigkeit von 354 km/h und absolvierte den 35 Kilometer langen Freiflug nach Calais (Frankreich) in gerade einmal sechs Minuten.

2012 war dann der Höhepunkt mit »Red Bull Stratos« – und später folgten daraufhin auch Ausflüge in die Welt des Motorsports. Auf Einladung von Audi startete er 2014 mit einem R8 LMS ultra beim 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife. Seine Teamkollegen dabei waren die Audi-Legenden Frank Biela, Pierre Kaffer und Marco Werner. Am Ende sollten sie den neunten Platz in der Gesamtwertung belegen.

Bis zuletzt folgte er seiner Leidenschaft für den Luft- und Extremsport und trainierte an der italienischen Adriaküste mit einem motorisierten Paraglider. Ein Leben in der Luft und im Himmel dieser Welt – frei nach dem Aerosmith-Song »Livin` on the Edge«, welchen er kurz vor seinem tragischen Tod beim Training noch teilte. Felix Baumgartner wurde 56 Jahre alt.