Ein Mann für gewisse Erinnerungen

Herr Mindt, wer sind Sie und was treibt Sie an?

Erstens bin ich ein Träumer. Und zweitens bin ich gut im Integrieren. Ich glaube, ich kann sehr gut Menschen zusammenbringen und in den verschiedensten Situationen mit ihnen Lösungen finden. Ich möchte die Leute fördern, die mit ihrer Arbeit ihre Leidenschaft zum Ausdruck bringen. Das passt zu unserer Marke – und das gefällt mir auch persönlich. Wir wollen ja aus Träumen ein Produkt machen, das vielen Menschen gefällt, das sie lieben, etwas, an das sie sich später erinnern.

Sie haben einmal gesagt, es gehe immer darum, die Identität der Marke Volkswagen ins Design zu übersetzen. Was macht diese Identität aus?

Die Identität der Marke kommt tatsächlich von den Kunden, wobei wir sie gar nicht Kunden nennen wollen. Das sind unsere Fans und die Menschen, die täglich damit umgehen. Wenn sie zum Beispiel einen Aufkleber an ihren VW kleben, dann wird es zu einem Teil ihrer selbst. Damit schaffen sie Erinnerungen. Das ist der Kern der Marke. Dafür haben wir die Begrifflichkeit »Making Memories« geprägt. Wir wollen Erinnerungen schaffen. Und das zeigt in die Zukunft, nicht in die Vergangenheit.

Und Ihre Designwerte Stabilität, Sympathie und »Secret Sauce«: Was verbinden Sie damit?

Wenn wir über Stabilität sprechen, sind wir beim VW Käfer. Er prägt unseren Markenkern. Das beginnt beim Design – die typischen Ellipsenabschnitte machen das Fahrzeug visuell stabil. Darüber hinaus war er sehr zuverlässig, nicht umsonst sagt man: »Er fährt und fährt und fährt.« Das ist definitiv unser Markenkern. Wenn bei einem VW etwas nicht richtig funktioniert, sinken sofort die Zufriedenheitswerte. Deshalb müssen wir genau diese Hausaufgaben machen – und im Design abbilden. Ein Volkswagen muss ausstrahlen: Wenn er gegen die Wand fährt, fällt die Wand um – nicht das Auto.

Auch Sympathie?

Sympathie ist mir deshalb wichtig, weil ich fest davon überzeugt bin, dass normale Menschen sympathisch sein wollen. Sie wollen weder aggressiv noch hypercool sein, sondern optimistisch, hoffnungsvoll und positiv. Wir stehen in der Mitte der Gesellschaft. Deswegen soll alles rund um die Marke sympathisch wirken, vom Pförtner über jede Werkstatt bis ins Design. Ich saß gerade im Serien-Interieur des neuen ID.2 – das wird richtig gut. Es ist weich gepolstert, die Materialien vermitteln ein angenehmes Gefühl, da ist kein billiges Gummi oder Plastik. Es fühlt sich an wie ein modernes Wohnzimmer. Auf der IAA gibt es dazu einen seriennahen Vorgeschmack im ID. 2X Concept Car.

Und wie ist das mit der »Secret Sauce«?

Das ist ein bewusst provokanter Begriff. Ich werde ständig darauf angesprochen – und das ist gut so. Die »Secret Sauce« besteht aus drei Dingen: erstens, dass wir uns nicht zu ernst nehmen. Zum Beispiel der Golfball-Schalthebel im GTI. Darüber kann man auch nach 40 Jahren noch schmunzeln. Zweitens liefern wir mehr als erwartet wird. Der weich gepolsterte Stoff im ID.2 etwa vermittelt das Gefühl: Ich bekomme mehr, als ich erwartet habe. Drittens die versteckte Sportlichkeit. Am besten am GTI erklärt – von außen ein ganz normales Auto, aber beim Fahren ein echtes Vergnügen. Nicht auffallen, aber Spaß haben – das ist die Mischung.

Das klingt wie ein guter Freund, mit dem man Abenteuer erleben möchte …

Genau. Einer, mit dem man Pferde stehlen kann. Das ist auch der Charakter des ID.1: ein kleiner Kumpel, den ich anrufe, wenn ich einen Schrank schleppen muss. Dann kommt er vorbei und hilft. Mit einem so klaren Bild hat man auch eine klare Botschaft an die Designer: leicht verständlich und motivierend. Dann rollt es wie von selbst – die Ideen kommen wie eine Lawine. Und manchmal sind da Dinge dabei, die selbst mich überraschen.

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→ Die gesamte Geschichte lesen Sie in ramp #68 »Happy as a Clam«.