Man betrachte die Dinge heute – mit Ende Dreißig – dann doch etwas reflektierter als noch vor zehn Jahren, sagen sie. Plötzlich geht es auch um die großen Zusammenhänge. Es geht um urbane Mobilität, wie sie praxisnah, effektiv und nachhaltig umgesetzt werden kann – und wie man dabei den Spagat zwischen Vernunftdenken und Spaßempfinden hinbekommt. Stephan Zehren, studierter Industriedesigner, erklärt das so: »Am Anfang hatten wir den Standpunkt: Schutzbleche an einem Schindelhauer? Geht nicht! Keine Chance! Oder Gepäckträger. Das war kein Thema. Aber irgendwann wurde es relevant, weil wir merkten, dass sich die Kunden das selber dranbauen. Daraufhin haben wir unsere Haltung hinterfragt und gedacht: Man kann das mit den Schutzblechen sicher auch schön gestalten …«
Wenn es schon um urbane Mobilität und Ästhetik geht, liegt es an dieser Stelle nahe, nach E-Bikes zu fragen. Jörg Schindelhauer antwortet als Erster: »Ich glaube, man wird mit dem Alter im Kopf ein bisschen flexibler. Bei mir – ich glaube bei uns allen – führte das dazu, dass wir verstanden, dass wir nicht nur Fahrräder für uns bauen, sondern sehr genau hinhören sollten, was unsere Kunden und Händler sagen. Uns ist vor allem wichtig, dass wir, egal was wir entwickeln und bauen, unserem Stil treu bleiben. Konkret für das E-Bike bedeutet das, dass wir uns schon seit einigen Jahren mit dieser Technologie beschäftigen und immer wieder feststellten, dass wir mit den zu dieser Zeit zur Verfügung stehenden technischen Mitteln keine unseren Ansprüchen entsprechende Lösung entwickeln konnten. Dann probierten wir es wieder.« Martin Schellhase springt ihm bei: »Man muss dazu sagen, dass sich die Komponenten für ein E-Bike in den vergangenen Jahren deutlich verkleinerten. Allein die Motoren. Noch vor Kurzem waren das richtige Klötze. Mittlerweile sind die aber so kompakt geworden, dass wir sagten, okay, hier schaffen wir es jetzt, alle technisch notwendigen Komponenten ästhetisch in unsere Formensprache zu integrieren. Und das wird in Zukunft noch besser.« Über das Thema E-Bike spricht man bei Schindelhauer sehr offen. Stephan Zehren gibt zu, dass das erste Modell, welches jetzt auf den Markt kommt, sehr großvolumig angesetzt ist. »Normalerweise will man es optisch komplett verbergen, dass es ein E-Bike ist. Wir haben jetzt eine Lösung gefunden, der man zwar ansieht, dass es sich um ein E-Bike handelt, aber bei der man sagen kann, dass es eine sehr gute und schöne Umsetzung ist. Das war ein langer Prozess, bei dem viele Ideen verworfen wurden.« Martin Schellhase fasst zusammen: »Wir machen nichts, was nicht zu Schindelhauer passt.«
Das wirft zwangsläufig die Frage auf, welche No-Gos es denn tatsächlich noch gibt. Plötzlich entwickelt sich eine rege Diskussion. Dabei entfernt sich das Gespräch von dem, was nicht geht, und kreist um ein viel zentraleres Motiv: »Es macht einfach Spaß, die Menschen aufs Fahrrad zu bringen«, sagt Zehren irgendwann.