Dan ­Auerbach: Von Helden, Toten und ­Unsympathen

Sehr selten kommt es vor, dass jemand eine Band gründet und lange daran arbeitet, bis er Erfolg hat. Genau das ist aber die Geschichte von Dan ­Auerbach und den Black Keys. Dafür hat der 43-Jährige inzwischen ein Studio in Nashville, ein eigenes Label und die Band The Arcs. Dazu kommen noch zwei Exfrauen und ein Freund, der nicht mehr lebt. Anders gesagt: Es war ein besonderes Gespräch.

  • Interview
    Marcel Anders
  • Foto
    © Jim Herrington

Dan Auerbach ist einer der umtriebigsten Musiker der Gegenwart. Mit seiner Stammformation, den Black Keys, holte er den Blues aus der Versenkung, mit The Arcs macht er psychedelische wie eingängige Popmusik. Und mit seiner Arbeit als Musikproduzent »prägt er den Rocksound unserer Tage«, wie mal jemand schrieb. »Electrophonic Chronic« heißt das zweite Album seiner Band The Arcs. Es ist eine Hommage an den im Jahr 2018 verstorbenen Musiker Richard Swift. Swift war unter anderem für einige Zeit Teil der Black Keys und der Arcs und arbeitete als Produzent, Sänger und Songschreiber.

Mister Auerbach, wie sind die Songs für »Electrophonic Chronic« entstanden?

Es war direkt nach dem ersten Album, Richard Swift lebte also noch, und jedes Mal, wenn wir uns trafen, nahmen wir auf. Fuhren wir durch Oregon, legten wir einen Stopp in Swifts Haus ein. In Nashville kehrten wir in meinem Easy Eye Studio ein und in New York in Leon Michels’ Studio. Wir fanden immer eine Entschuldigung zum Aufnehmen.

Auch in Europa?

Oh ja, »Backstage Mess« entstand vor unserem Auftritt in Paris – einfach aus Spaß. Wir waren Backstage, spielten uns warm, improvisierten – und dabei entstand etwas Spannendes. Alle Mitglieder von The Arcs sind superkreative Leute, mit denen man überall Musik machen kann.

© Laura E. Partain
© Laura E. Partain
»Wir hatten denselben ­Veranstalter wie die Eagles of Death ­Metal und ­sollten ­ursprünglich im Bataclan spielen. Doch in letzter Minute buchte er uns um – und die Eagles spielten im Bataclan.«

Wobei Ihr Paris-Aufenthalt im Jahr 2015 nichts sein dürfte, woran Sie sich gerne erinnern, es war der Abend der Terror-Anschläge in der französischen Hauptstadt.

Es ist eine verrückte Geschichte: Wir hatten denselben Veranstalter wie die Eagles of Death Metal und sollten ursprünglich im Bataclan spielen. Doch in letzter Minute buchte er uns um – und die Eagles spielten im Bataclan. Er konnte nicht einmal genau erklären, was ihn dazu veranlasst hat, aber es war eine folgenschwere Entscheidung. Wir bekamen erst nach der letzten Zugabe mit, was da passiert war. Es war das letzte Mal, dass ich in Europa war.

Würden Sie von einem Trauma sprechen?

Die Arcs sind danach nicht mehr aufgetreten – und mit den Black Keys sind wir etwas wählerischer und zurückhaltender geworden, wo wir gastieren. Das ergab sich einfach so.

Nun ist das Album erst fünf Jahre nach Richard Swifts Tod entstanden.

Ganz abgesehen davon, dass wir alle viel zu beschäftigt mit unseren eigenen Sachen waren, legten wir die Musik auf Halde und sprachen nie groß über Richards Tod. Heißt: Wir setzten uns nicht weiter damit auseinander. Als wir uns dann diese Bänder mit den alten Aufnahmen und natürlich auch mit Richards Stimme anhörten – also was er spielt und wie oft er lacht –, war das ziemlich hilfreich. Es war, als ob wir etwas zu Ende führen. Und anfangs waren wir auch ziemlich nervös. Aber als Leon und ich loslegten, war es sehr therapeutisch. Es war eine gute Art, uns von unserem Freund zu verabschieden.

Wie nahe standen Sie sich?

Ich würde sagen: Wir waren wie Brüder. Ich wusste, dass ich mich hundertprozentig auf ihn verlassen konnte und er mir immer mit Rat und Tat zur Seite stehen würde. Zugleich war er der witzigste Mensch, den ich je getroffen habe, ein regelrechter Komiker. Insofern ist es eine Tragödie, dass es mit ihm so ein Ende nahm.

Wie war er als Musiker und -Produzent?

Für mich war er ein Gelehrter und ein musikalisches Genie: Er konnte singen wie ein Vogel, Schlagzeug spielen wie Al Jackson und am Klavier war er wie Harry Nilsson. Ich meine, er war schrecklich talentiert, und ich genoss es sehr, mich in seiner Nähe aufhalten zu können.

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