Mit fünf saß sie im Garten des Elternhauses, hatte einen Atlas vor sich aufgeschlagen und versuchte herauszufinden, wie sie zu ihrem Heimatplaneten zurückfliegen könnte. Das war drei Jahre bevor die Ärzte bei ihr eine autistische Störung diagnostizierten, dazu wurde eine ADHS und eine generelle Angststörung festgestellt. Was sie später nicht davon abhielt, ihren Doktor in Biologie zu machen. Und ein Buch zu schreiben, das eine Gebrauchsanweisung für sie selbst sein sollte, die Menschen mithilfe wissenschaftlicher Grundsätze zu verstehen.
Frau Dr. Pang, Sie hatten mal Angst vor der Farbe Orange. Kann man das Außenstehenden irgendwie erklären?
Vorab gesagt: Heute mag ich Orange. Aber damals machte mir die Farbe tatsächlich Angst, egal worum es ging: orange Kleidung, oranges Essen, orange Möbel. Alles schien mir, als wäre es giftig.
Wieso?
Autismus ist eine soziale und sensorische Störung. Ich mag das Wort Störung zwar nicht, aber in diesem Zusammenhang passt es. Es kann einem den Tag ruinieren, wenn man einem Reiz ausgesetzt ist, der dem Gehirn ständig signalisiert, Angst zu haben. Das kann eine Farbe sein oder auch nur die neue Form einer Sitzbank. Es ist etwa so, wie andere Leute sich vor Spinnen fürchten.
Wie weit ging diese Angst?
Es war vor allem die Angst vor orangen Dingen, die größer waren als ich. Ich fürchtete mich davor, auf orangen Sofas zu sitzen. Welche Gefahren lauern mit einer solchen Störung im Alltag? Menschen mit Autismus haben mehr Mühe, alltägliche Ereignisse zu verstehen und zu verarbeiten. Wir haben oft keinen Filter für das, was wir sehen, werden leicht überfordert und fallen mit eigenwilligen Verhaltensweisen auf. Leute wie ich machen zum Beispiel quietschende Geräusche, zucken die ganze Zeit, sagen die falschen Dinge zur falschen Zeit und lachen im Kino an den traurigsten Stellen. Und wir schrammen immer knapp an einem totalen Kollaps vorbei.