Skateboarding
als Haltung

Jost, für alle, die dich vielleicht noch nicht so gut kennen – wer bist du, wie bist du zum Skateboarden gekommen?

Ich bin Jost Arens, 28, komme ursprünglich aus Warendorf bei Münster, lebe heute in Köln – und skate seit ich fünf bin. Mein Bruder hatte ein Board, das ich immer haben wollte. Wir haben uns darum gestritten, bis ich mein erstes eigenes bekam. Seitdem bin ich dabei – und irgendwie ist es immer größer geworden.

Skateboarding ist längst mehr als ein Sport. Wie würdest du beschreiben, was es wirklich bedeutet?

Für mich ist Skaten Freiheit pur. Keine Trainer, keine festen Zeiten. Ich kann skaten, wann und wie ich will. Zwei Mal die Woche oder sieben Mal, eine Stunde oder den ganzen Tag. Es ist ein Lebensgefühl – selbstbestimmt, kreativ, voller Energie.

Wenn man dich erlebt, spürt man Gelassenheit. Ist Skaten nicht auch Wettkampf und Ehrgeiz?

Natürlich will jeder das Beste aus sich rausholen. Aber es ist nicht verbissen. Bei Contests freuen wir uns ehrlich füreinander – auch wenn der andere ins Finale kommt und man selbst nicht. Skateboarding ist immer auch Community, Freundschaft und gegenseitige Inspiration.

Und wie gehst du mit Rückschlägen um – Stürze, Verletzungen, Niederlagen?

Da spielt der Kopf die Hauptrolle. Oft ist alles verheilt, aber du spürst Phantomschmerzen. Man muss Vertrauen zurückgewinnen, wieder loslassen. Große Tricks fahre ich am liebsten spontan, wenn ich merke: Heute ist ein guter Tag. Planen macht mich zu verkrampft.

Welche Rolle spielt körperliche Fitness?

Eine große. Ich gehe drei- bis viermal pro Woche ins Fitnessstudio oder Schwimmen. Nicht um stärker zu sein als andere, sondern um lange gesund zu bleiben. Wer 15 oder 20 Treppen runterspringt, braucht einen Körper, der das aushält.

Wir sind hier in Stuttgart zur SKTWK. Wie siehst du die Stadt aus Skater-Sicht?

Stuttgart ist für Street-Skaten eine der besten Städte in Deutschland, neben Berlin – und kann es in dieser Hinsicht auf jeden Fall mit Metropolen wie New York aufnehmen. Architektur, Boden, Atmosphäre – alles passt. Klar, die Polizei schaut manchmal genauer hin, aber die Spots sind einfach top. Und zur SKTWK wird die ganze Stadt Bühne.

Was bewegt sich in der Szene?

Enorm spannend ist die Frauen-Szene. Die Entwicklung in den letzten Jahren ist unglaublich. Das Level wächst so stark, dass Männer und Frauen bald auf Augenhöhe konkurrieren könnten. Das gibt der Kultur neue Kraft.

Kann man vom Skaten leben – hierzulande?

Es ist schwer. In Deutschland gibt es vielleicht drei, vier Profis, die wirklich gut davon leben können. Sponsoren sind entscheidend. Ich hätte nach Amerika gehen können, um größer zu werden – habe mich aber bewusst dagegen entschieden. Familie und Umfeld waren mir wichtiger.

Und wenn es irgendwann nicht mehr reicht für die Profi-Karriere?

Dann bleibe ich trotzdem in der Kultur. Ich könnte mir vorstellen, als Trainer oder im Marketing zu arbeiten. Aber am wichtigsten ist: solange Skaten Spaß macht, bleibe ich dabei.

Was lehrt uns Skateboarding fürs Leben?

Es lehrt dich, deinen eigenen Weg zu gehen. Hinfallen, aufstehen, weitermachen. Risiko einschätzen, Verantwortung übernehmen. Und: Freiheit genießen. Das ist Skateboarding – und das ist Haltung.

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