Luc Donckerwolke: Marken­designmarke

Herr Donckerwolke, wie würden Sie Ihre Rolle bei Genesis als Chief Creative Officer und Chief Brand Officer beschreiben?

Ich bin ja von Haus aus Designer, aber ich sage immer, Design ist Marke und Marke ist Design. Das spiegelt sich auch in meiner Rolle wider, in der ich auf der einen Seite das Design und auf der anderen Seite als Markenchef alle kreativen Inputs für die Marke verantworte, also nicht nur für die Produkte.

Und was sehen Sie als Ihre wichtigste Aufgabe an?

Adrenalin in die Marke zu bringen, die Marke emotionaler zu machen. Wir haben tolle Produkte mit einem sehr hohen Luxusanspruch an die materielle Anmutung und mit einer sehr ruhigen Umgebung im Interieur. Das nennen wir »Beauty of White Space«, um die Schönheit der Ruhe zu zelebrieren, die der Raum ausstrahlt. Aber dazu braucht es auch einen Reiz, eine provokante, emotionale Facette der Marke. Um die Ruhe zu genießen, braucht es auch den Kontrast, eine Spannung. Das war für mich das Thema: Wie können wir die Spannung erhöhen? Die Antwort war ganz klar das Thema »Magma«. Das begann mit dem GV80 Coupé Concept, das wir 2023 in New York in der Farbe Magma, diesem speziellen Orange, präsentierten. Das war nur ein Test, und die Resonanz war unglaublich. Daraus ist die Performance-Linie »Magma« entstanden, die jetzt für die besonders leistungsstarken Varianten unserer Modelle steht.

Und wie kam es zu dem Begriff »Magma«?

Das war eine besondere Geschichte. Ich suchte gut ein Jahr lang nach einem Namen – dann war es mir plötzlich klar: Der Name ist schon lange da. Magma ist mehr als der Name einer Farbe. Es beschreibt diese Spannung, die wir suchen, das Eruptive, das unter der ruhigen Oberfläche brodelt und jederzeit ausbrechen kann. Das passt auch zu Südkorea, dem Herkunftsland unserer Marke. Alles erscheint ruhig, kontrolliert, souverän, aber dahinter spürt man eine ungeheure Dynamik. Das transportiert Magma: diese Emotion und Kraft, die unter Kontrolle ist.

Dynamisch war auch die Entwicklung – etwas mehr als ein Jahr nach dem Concept stellte Genesis den GV60 Magma vor.

Da sieht man, wie schnell Genesis reagieren kann. Wir identifizierten vor gut einem Jahr einen noch ungedeckten Bedarf, jetzt haben wir die Antwort darauf präsentiert und bauen schon vorab eine kleine Serie für den Mittleren Osten. In der Breite kommt das Fahrzeug nächstes Jahr auf den Markt. Und wir arbeiten auch schon an einer Steigerung des Themas, so viel können wir schon mal sagen.

Was beschäftigt Genesis aktuell neben dem Magma-Programm?

Unsere Marke ist jetzt neun Jahre alt. In diesen neun Jahren haben wir neun Modelle auf die Straße gebracht, plus mehrere Derivate. Jetzt machen wir uns an die zweite Generation, und daran arbeiten wir sehr intensiv. Wir haben viele Projekte, und dafür brauchen wir mehrere Designstudios, die die Marke und das Design integrieren. Wir werden im Januar eines in Kalifornien in El Segundo eröffnen, sind hier in Offenbach in Deutschland vertreten – und natürlich in Korea. Dazu ist der Mittlere Osten für uns sehr wichtig, als ein großer und für das Design sehr inspirierender Markt, den auch wir wieder bereichern können, wie ich denke. Zudem ist das feine Verständnis für Gastfreundschaft, das unsere Marke dank unserer koreanischen Herkunft prägt, dem des Mittleren Ostens sehr nah.

Wie wichtig ist die Präsenz vor Ort in den Märkten für das Design?

Mit Genesis bringen wir nicht ein fertiges Produkt in den Markt. Wir beziehen die Länder mit ein, in denen wir präsent sind, und lassen uns davon inspirieren. Wir wollen Teil der Kultur sein. Entsprechend wichtig ist es, vor Ort zu sein.

War das der Plan, als Sie vor neun Jahren starteten?

Ehrlich gesagt: nein (lacht). (...)

→ Das gesamte Interview lesen Sie in ramp #65.