Liam Neeson:Das Überraschungs-
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Liam Neeson spielte in über 190 Film- und Fernsehproduktionen mit, wurde mit »Schindlers Liste« weltberühmt, war in Romanzen wie »Love Actually« und in Komödien wie zuletzt »Die nackte Kanone« zu sehen. Was er aber auch ziemlich gut kann: den Racheengel in Actionfilmen geben, wie 2008 in »96 Stunden«. »Ich bin ein Kind der Gewalt«, sagte er einmal über sich. Das bezog sich allerdings darauf, dass er in Nordirland geboren wurde und die politische Situation in den Sechziger- und Siebzigerjahren dort hautnah miterlebte. Neeson boxte in Jugendzeiten auch professionell, was übrigens zu einer gebrochenen Nase führte.

Mister Neeson, Sie sind schon sehr lange im Filmgeschäft, haben als Schauspieler eigentlich kein Genre ausgelassen und sicherlich viel erlebt. Was, würden Sie sagen, ist im echten Leben wirklich wichtig?

Alles ist wichtig. Es gibt so viele Klischees, die sich darum drehen, dass man im Moment leben soll, dass man sich keine Sorgen um gestern oder morgen machen, sondern an heute denken soll. Nichtsdestotrotz versuche ich das jeden Tag zu tun. Vielleicht hat es mit meinem Alter zu tun ... Ich las einmal etwas von dem Mystiker Rumi aus dem 13. Jahrhundert. Er schrieb, Stille sei die Sprache Gottes, und alles andere sei reine Übersetzung. Das sprach mich sehr an, und zwar in vielerlei Hinsicht – nicht zuletzt, weil es bedeutet, sich darauf zu konzentrieren, anderen Menschen zuzuhören. Nicht sofort mit seiner eigenen Meinung reinzugrätschen, sondern sich die Zeit zu nehmen, anderen Menschen zuzuhören, egal was passiert. Das bedeutet nicht, dass man nie konfrontativ sein darf, sondern nur, selbst einfach mal still zu sein. Ich versuche, das zu praktizieren.

Und das klappt?

Na ja, ich versuche es zumindest. Wenn jemand mit mir redet, zolle ich Respekt, schaue der Person in die Augen und höre einfach zu. Wenn es nun an einem Filmset ist, konzentriere ich mich auf jeden Fall auf die Regisseurin oder den Regisseur, und wenn ich einen Teil einer Szene nicht so umsetze, wie angedacht, ist es sehr wichtig, ihr oder ihm zuzuhören.

Sie sind in einem katholischen Elternhaus aufgewachsen. Glauben Sie, dass es Erlösung im Leben gibt?

Ich bin mir nicht sicher, ob ich dieses Wort verwenden würde, aber ja, sie existiert. Man fühlt sich gut, wenn man etwas tut, das seinen Mitmenschen hilft. Es spielt keine Rolle, wie winzig die Tat ist, selbst die winzigste Geste kann einen Unterschied machen. Es kann einfach ein Lächeln für einen Fremden sein oder das Öffnen einer Tür für jemanden, der keine Hand frei hat, weil er mit irgendwas beladen ist.

Halten Sie noch an Ihrem katholischen Glauben fest?

Ich bin sehr vom Katholizismus abgefallen. Das muss ich zugeben. Aber der Glaube verlässt einen nie ganz. Ich denke gerne, dass ich spiritueller geworden bin, aber sicherlich weniger religiös.

Religion kann sich auch in eine menschenverachtende Ideologie verwandeln.

Ja.

Waren Sie jemals in Ihrem Leben in einer Überlebenssituation?

Ja. Ich hatte im Jahr 2000 einen sehr schweren Motorradunfall. Das ist 25 Jahre her und es stand wirklich auf Messers Schneide. Aber weil ich körperlich sehr fit war, habe ich es überstanden. Ich fuhr sehr langsam, und dann kam plötzlich ein Reh aus der Böschung und setzte zum Sprung über das Motorrad an. Es war eine kleine Landstraße, und ich wich auf den Straßenrand aus, weil ich dachte, dort wäre eine flache Grasfläche, aber es war eine abfallende Böschung. Es war im Sommer, im Juli, und das Motorrad, das Reh und ich stürzten diese Böschung hinunter und (...)

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