Lamborghini Temerario: The Shape of Adrenaline

Herr Borkert, wann haben Sie mit der Arbeit am ­Temerario begonnen?

Das Projekt beschäftigt mich schon seit 2016, als ich zu Lamborghini kam und wir mit dem Revuelto anfingen. Das wichtigste Thema beim Temerario war die maximale Differenzierung zum Revuelto, wir wollten die absolut kompaktesten Proportionen realisieren. Beim Revuelto und dem Update am Urus SE gingen wir mit der neuen Designsprache »Essential & Iconic« immer einen Schritt weiter Richtung Zukunft – so natürlich auch beim Temerario. Wir wollten an jedem Millimeter das Fun-to-drive-Gefühl vermitteln. Ich sage ja immer: »We give adrenaline a shape.«

Was können Sie uns über das Design erzählen?

Man erkennt unsere Autos aus der Ferne aufgrund ihrer Architektur, wegen der steil stehenden Seitenscheiben und des Spaceships, das man von hinten sieht. Wir haben unsere Markenwerte in Designwerte übersetzt: »brave, authentic und unexpected«. Beim Temerario ist der Radstand um 40 Millimeter gewachsen, er ist aber insgesamt 27 Zentimeter kürzer als der Revuelto – und wir haben außerdem beim Temerario an der Geräumigkeit gearbeitet, weil die Menschen größer werden und wir wollen, dass alle Kunden perfekt im Auto sitzen können, auch mit einem Helm.

Wo finden sich noch Unterschiede?

Der Grundkörper ist clean und skulptural, grundsätzlich sieht man die typische Silhouette von Lamborghini, mit scharfen Linien und insbesondere sehr athletischen und muskulösen Formen. Die Kabine ist wieder klassisch Lamborghini, auch wenn sie höher geworden ist. Für mich ist der Ausgangspunkt vorne immer die Sharknose, an der Seite haben wir den neuen, großen Lufteinlass. Man kann hinten an der Schulter vielleicht so etwas wie einen futuristischen Gallardo entdecken, also sehr puristische Formen. Im unteren Bereich, dort, wo das Auto Schatten fängt, sieht man eine Lichtsignatur, das Hexagon. Das nutze ich als Element, um den Temerario von der Ferne zu charakterisieren. Beim Revuelto war es das Ypsilon.

Und wenn wir den Temerario von hinten betrachten?

Beim Heck dominiert ein knackiges Motorrad-Design, mit dem Diffusor und mit Rädern, die man so brachial wie bei einem Sportmotorrad sieht. Dem Trend mit den Leuchtenbändern wollten wir nicht folgen, stattdessen haben wir uns für eher Jetfighter- oder Flugzeug-inspirierte und separierte Heckleuchten ent­schieden, damit man das Fahrzeug auf der Autobahn auch von Weitem als Lamborghini erkennen kann. Die Hauptscheinwerfer sind wie bei einem Sport­motorrad versteckt, und da führt auch ein Luftstrom durch, ein S-Duct, der sich hindurchschlängelt. Das gleiche Konzept wählten wir bei der Heckleuchte: Der Luftauslass darunter erinnert auch an ein Motorrad, bei dem man in die Verkleidung schaut und die Kühler sieht. Das Gleiche gilt auch für den neuen V8-Biturbo, das Herz des Fahrzeugs – der sieht wie ein Motorradmotor aus, das heißt, es gibt Verstrebungen wie bei der Ducati Monster.

Welche Details sind noch relevant?

Beim Lufteinlass haben wir den Luftstrom verbessert und Gewicht rausgenommen. Der Frontsplitter hat außen ein Blade aus Carbon. Der Flügel hinten, also der Ducktail-Flügel, der ebenfalls aus Carbon besteht, ist noch ein Stückchen mehr angewinkelt und ein bisschen höher.

Finden sich im Temerario auch ganz pragmatische Elemente?

Sicher. Es gibt bei dem Fahrzeug vorne einen Kofferraum, da passen zwei Cabin-Trolleys hinein. Und wir haben Cup-Holder und Platz in der Mittelkonsole für das, was man im Alltag so mitnimmt.

Was haben wir noch vergessen?

Wir sind die Weltmeister der Farben und bieten hier mehr als 400 Nuancen an, da kann man sich spontan austoben und seinen perfekten Temerario zusammenstellen.