Wie prägt Ihr beruflicher Blick als Fotograf bzw. als Model Ihre ästhetische Wahrnehmung?
Agoston: Die Arbeit als Fotomodell sorgt dafür, dass man sich zwei Dinge sehr bewusst macht: zum einen ist es die eigene Körperlichkeit vor der Kamera, zum anderen die Energie des Raums, in dem man sich aufhält. Man muss instinktiv arbeiten, sich ständig an seine Umgebung anpassen, das Konzept des Shootings und die Stimmung des Teams, mit dem man arbeitet, interpretieren. Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich mit so vielen unglaublichen Künstlern zusammenarbeiten kann. Und natürlich ist meine persönliche Ästhetik sehr stark von meiner Karriere in der Modebranche inspiriert. Ich habe gleich zu Beginn mit der Designerin Rei Kawakubo von Comme des Garçon gearbeitet, mit John Galliano, das war damals bei Dior, und mit Jean Paul Gaultier. Das ist natürlich ein wahnsinnig großes Privileg, mit solchen Menschen arbeiten zu dürfen und diese Talente während des Designprozesses zu erleben. Es war dann auch deren unbeirrte Hingabe an ihre Vision, die mein Verständnis von Kreativität geprägt hat.
Colls: Ich bin jemand, der ständig auf der Suche nach etwas Unbekanntem ist und sich wirklich alles ansieht. Ich bin der Ansicht, dass sich meine ästhetische Wahrnehmung, wenn man das so nennen will, ständig weiterentwickelt.
Wie spiegelt sich diese Auffassung von Ästhetik, oder diese Wahrnehmung, im Privatleben von Ihnen beiden wider?
Agoston: Ich glaube, wir beide haben ein starkes Gespür für das, was wir kreativ sehen. Wir lassen uns von den Ansichten und der Arbeit des anderen inspirieren, und unser Privatleben fühlt sich wie eine intimere Erweiterung dieser Welt an.
Wie würden Sie Stil und Klasse beschreiben?
Agoston: Stil und Klasse haben in erster Linie etwas mit einem starken Selbstbewusstsein zu tun, damit, dass man ein unabhängiger Geist ist. Modisch würde ich die Frage so beantworten, dass man eine kleine Kollektion perfekter Essentials im Schrank hängen hat, die man immer wieder trägt.
… und Ihren persönlichen Stil?
Colls: Ich würde die Schlagworte Einfachheit und Understatement benutzen.
Agoston: Nun, es ist eine Mischung aus Orten, an denen ich gelebt habe: Es sind die Straßen von New York, es ist eine klassische französische Leichtigkeit, und dazu kommt ein entspannter australischer Stil. Ich liebe es außerdem, Männersachen zu tragen. Und wenn ich einmal etwas gefunden habe, das sich richtig anfühlt und wirklich gut passt, behalte ich es für immer.
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