Die Saison 1976 war praktisch für den Titelverteidiger Lauda entschieden, als es zum Unfall auf dem Nürburgring kam, toller Stoff für den Hollywood-Film. Lauda meinte zuvor zur Besetzung seiner Rolle: »Die müssen bloß einen Schauspieler finden, der ungefähr 27 ist, mit zwei Ohren in den Film hineingeht und ohne Ohren herauskommt.« Es wurde übrigens Daniel Brühl, der für seine Verkörperung dieser Legende grenzenloses Lob einfuhr. Damals war das mit dem Ohr natürlich nicht ganz so lustig, Lauda kam zwar zurück ins Leben, konnte seinen Riesenvorsprung aber nicht mehr ernsthaft verteidigen. Im letzten Rennen, bei strömenden Regen in Fuji, gab er auf. Hunt wurde Weltmeister mit einem Punkt Vorsprung. Das kommentierte Lauda viele Jahre später so: »Wenn ich es schon nicht selber sein konnte, so war mir Hunt als Weltmeister am weitaus sympathischsten.«
Im Jahr darauf, 1977, wurde Lauda wieder überlegener Weltmeister und Hunt nur Vierter, weit entfernt von Chancen auf eine Titelverteidigung. Der quasi Vorwurf, dass er nur durch Laudas Unfall Weltmeister hatte werden können, blieb an ihm picken. Wie sehr es ihn selbst beschäftigte, man weiß es nicht. War 1977 schon schlecht, so geriet 1978 rabenschwarz für McLaren, Hunt landete nirgendwo. Typisch für sein Riesenherz war die sagenhafte Aktion, wie er in die Feuerwand eindrang, die den Lotus des verunglückten Ronnie Peterson in Monza einschloss. Gemeinsam mit Depailler und Regazzoni bekam er Ronnie tatsächlich aus dem Auto heraus. Die Überlebenschancen des Schweden waren hoch, aber dann ging im Krankenhaus etwas fürchterlich schief. Hunts Lebensweise war ein Witz für einen Rennfahrer. Er blieb natürlich ein tolles Bewegungstalent, spielte Squash wie ein Großer, verlor sich aber nachts in Clubs mit Menschen, die ihm entweder zu sehr oder zu wenig gut taten, und er nahm zuviele Drinks und Gift zu sich. Einer der englischen Journalisten, die ihn damals begleiteten, sagte, »he’s a frustrated Spitfire pilot«, und dieses Wortbild ist fabelhaft, es mag falsch oder richtig sein, aber es hat soviel Luft nach allen Seiten, dass man es nicht zerreden muss. James Hunt hatte sich in der Rolle der »verlorenen Generation« nochmal verloren – so beliebt, berühmt, unverändert gut aussehend er auch war. Hat er irgendetwas vorgespielt, oder war alles echt? Niki Lauda ist ganz schnell mit seiner Antwort: »Er war ER, zu hundert Prozent. Da war nichts Unechtes, nichts Aufgesetztes, jede Großtat und jeder Blödsinn seines Lebens war original Hunt. Er war so authentisch, wie ein Mensch nur sein kann.«