Indie Spotlight – Teil 06

Formula Legends

Rennsimulationen gibt es viele, aber selten eine, die gleich die ganze Formelgeschichte aufrollt. In »Formula Legends« fahren Sie vom 60er-Jahre-Monster bis zum heutigen Hightech-Boliden alles, was jemals für Herzklopfen gesorgt hat. Strecken wechseln zwischen Nostalgie und Neudesign, dazu Regen, Reifen und Boxenstopps, eben alles, was Drama garantiert.

Dazu kommen fiktive Rivalen mit eigenen Stärken, vom Reifenschoner bis zum Regenflüsterer. Story-Modus, Time Attack und Modding runden das Paket ab. »Formula Legends« ist ein Spiel, das sich wie ein wilder Ritt durch sechs Jahrzehnte Motorsport anfühlt und genau deshalb für Pflichtprogramm für alle, die Geschwindigkeit lieben.

Henry Halfhead

Es beginnt als Studentenprojekt in Zürich und wächst zu einem der originellsten Indie-Spiele des Jahres: In »Henry Halfhead« steuern Sie nur einen halben Kopf, aber einen, der sich in über 250 Objekte verwandeln kann. Jedes Objekt hat eigene Eigenschaften: ein Ball rollt anders als ein Stuhl, eine Gießkanne öffnet neue Wege, ein Bett wird zur Plattform. Aus dieser Mechanik entsteht ein Puzzle, das weniger auf Gegner, sondern auf Kreativität setzt.

Das Studio Lululu Entertainment inszeniert seine Idee mit einem Erzähler, der charmant kommentiert, was Henry gerade tut. Humor und Physik greifen ineinander, die Level sind voller kleiner Details, die zum Ausprobieren einladen. »Henry Halfhead« ist keine klassische Heldenreise. Es ist eine Einladung, den Alltag als Spielplatz zu sehen. Und genau das macht es so ungewöhnlich.

Puzzle Quest: Immortal Edition

Match-3 kennen wir alle, aber selten mit so viel Drama. »Puzzle Quest: Immortal Edition« kombiniert das Edelstein-Schieben mit epischen Schlachten, Drachenduellen und Zitadellenbau. Ein Zug zu viel, und schon entscheidet sich das Schicksal von Etheria.

Man könnte fast sagen: Candy Crush trifft Herr der Ringe. Nur dass Sie hier nicht Leben nachkaufen und dafür Monster fangen, Zauber lernen und Städte belagern. Für alle, die Puzzle mögen und trotzdem Helden sein wollen, ist das die wohl absurd charmanteste Mischung überhaupt. Ein Pflichtkauf und damit die perfekte Gelegenheit, den Klassiker in seiner neu aufgelegten Form wiederzuentdecken.

The Edge of Allegoria

Grüne Pixel, bissige Sprüche, rundenbasierte Duelle: »The Edge of Allegoria« sieht aus wie ein verlorenes Modul aus der Game-Boy-Ära, bleibt dabei aber ein klassisches 2D-RPG mit taktischer Tiefe. Kämpfe setzen auf ein Meister-System, das Waffen und Skills stetig erweitert. So lassen sich die zahlreichen Dungeons und Bossfights mit immer neuen Builds angehen.

Nach der PC-Veröffentlichung erscheint das Spiel nun auch für Nintendo Switch. Inhaltlich fühlt sich das Ganze an wie ein Pokémon-Spiel in der Midlife-Crisis: vertraut in der Optik, aber durchzogen von Verruchtheit, Selbstironie und dunklen Sprüchen. Ein Retro-RPG, das Nostalgie aufgreift und sie gleichzeitig neu interpretiert.

Easy Delivery Co.

Ein entspannter Nebenjob klingt harmlos, bis man merkt, dass man ständig unter Mindestlohn fährt, das Benzin überteuert ist, das Wetter nicht matschiger sein könnte und die Stadtbewohner alles andere als normal sind. Mit einem kleinen Kei-Truck kutschieren Sie Kisten durch Schneelandschaften, hören Beats und stolpern in Begegnungen, die seltsamer wirken als jede Überstundenabrechnung.

Das Game spielt bewusst mit seiner Prämisse: Hier geht angeblich nichts Seltsames vor sich, wirklich gar nichts, versprochen. Aber genau das macht den Reiz aus. Ein Indie, das Lieferarbeit in eine Mischung aus Satire und Cozy-Fahrt verwandelt. Der vielleicht charmanteste Grund, sich freiwillig in einen Lieferwagen zu setzen.

Build a Bridge!

Manchmal will man keine Welten retten und stattdessen einfach nur sehen, wie ein Monstertruck baden geht. »Build a Bridge!« bietet genau das: eine Mischung aus Ingenieurträumen und Slapstick, bei der jede wackelige Konstruktion entweder zur Glanzleistung oder zur Katastrophe wird.

86 Levels, verschiedene Materialien und ein Physiksystem, das keine Fehler verzeiht, sorgen für die nötige Spannung. Doch die wahren Highlights sind die Momente, in denen eine Brücke gerade so hält oder in Zeitlupe in sich zusammenfällt. Es ist das Spiel, das beweist: Scheitern kann verdammt unterhaltsam sein.

→ Wer Appetit auf noch mehr Indie-Geschmack bekommen hat: Weitere Highlights finden Sie in unserer Rubrik »Level Up« – und natürlich im aktuellen Heft.