The Last Case of John Morley
Manche Fälle bleiben ungelöst, weil sie zu komplex sind. Andere, weil niemand mutig genug war, weiterzugraben. Und dann gibt es jene, die schlicht vergessen wurden – bis jemand beschließt, dass zwanzig Jahre Schweigen genug sind. John Morley wollte nach seinem Krankenhausaufenthalt eigentlich nur wieder sitzen können, ohne dass die Rippen knacken. Stattdessen steht plötzlich Lady Margaret Fordside vor ihm und bringt einen Mord zurück, der genauso unangenehm riecht wie das Büro, in das er gerade erst zurückgekehrt ist.
Was danach folgt, ist weniger eine Ermittlung als ein Sturz in die Tiefkühltruhe der Stadtgeschichte. Herrenhäuser, in denen die Tapeten lauter sprechen als die Bewohner. Sanatorien, in denen jeder Flur klingt, als hätte er zu viel gesehen. Morley durchstreift die Orte in Ich-Perspektive, sammelt Spuren, setzt Szenen zusammen und merkt schnell, dass die 1940er bei alldem nicht helfen – die Neonröhren flackern trotzdem. Rätsellösung wird hier nicht belohnt, sie wird erkämpft.
Am Ende steht ein Krimi, der keine Rücksicht nimmt – weder auf Morley noch auf die Wahrheit, die er ausgräbt. »The Last Case of John Morley« ist kein gemütlicher Abend mit Pfeife und Cognac, sondern ein kaltes Bad im Noir-Becken, aus dem man erst wieder auftaucht, wenn das letzte Stück Schatten seinen Platz gefunden hat.